Ernst Stadler :: Критика
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Das Gedicht „Der Aufbruch” von Ernst Stadler, veröffentlicht im Jahr 1914, beschreibt die Kriegserfahrungen, die das lyrische ich (wahrscheinlich) während des Ersten Weltkrieges sammelt.
Das Gedicht ist nichtstrophisch gegliedert, d.h. es besteht aus einer einzigen Versgruppe mit achtzehn Versen. Das Reimschema bildet ein durchgehender Paarreim; bei der Bestimmung des Metrums wird ein Daktylus ersichtig.
Obwohl keine Strophengliederung vorliegt, ist eine Sinnesgliederung erkennbar: In den ersten vier Versen beschreibt das lyrische ich ein zurückliegendes Ereignis (einen Kriegsausbruch). Die zweite Versgruppe von vier Versen beschreibt das Leben in Frieden und Ruhe. Die nächste Versgruppe beschreibt wiederum eine erneute Kriegsszenerie: das lyrische ich wird von dem erneuten Kriegsausbruch völlig unvorbereitet getroffen.
Die abschließenden sechs Verse geben einen Ausblick des Sprechers in eine ungewisse Zukunft.
Das Gedicht beginnt mit der Aussage des lyrischen ichs, dass „Fanfaren sein ungeduldiges Herz blutig gerissen”. Die Fanfaren versinnbildlichen hier die Trompetenmusik als Begleitmusik der Soldaten zu (dem) Kriegsausbruch. Das Erscheinungsdatum des Gedichtes lässt hierbei den Entschluss zu, dass es sich bei diesem Krieg um den ersten Weltkrieg handelt. Das Adjektiv „ungeduldig” zeigt, dass das lyrische ich dem Kriegsbeginn zugeneigt war und diesen kaum erwarten konnte. Diese „Kriegessehnsucht” wird durch den in verwendeten Vergleich „ wie ein Pferd, sich wütend ins Gezäum verbissen.” unterstrichen. Die folgenden zwei Verse beschreiben die ersten Kriegserfahrungen des Sprechers: das lyrische ich assoziiert mit den Fanfaren und dem in Vers 3 erwähntem „Tambourmarsch” den Krieg: „Und herrlichste Musik der Erde hieß uns Kugelregen”.
Die Marschmusik begleitet und euphorisiert die Soldaten auf ihrem Weg in den Krieg.
Der zweite Sinnesabschnitt beginnt mit einem Einschnitt: „Dann, plötzlich, stand das Leben stille.” Der Krieg erfährt einen Einbruch bzw. eine Unterbrechung, und die beteiligten Soldaten erleben für eine begrenzte Zeitspanne das „friedliche” Leben. Der zeitweilige Frieden wird von dem lyrischen ich als angenehm, ja sogar „süß” und „wollüstig” empfunden. Die „Gemächer lockten” und es war „Wollüstig sich in Daunen weicher Traumstunden einzubetten”. Die Personifikation der Gemächer und das Bild der weichen Daunen schaffen eine angenehme und dem Krieg weit entfernte Atmosphäre. Das lyrische ich ist entspannt und wirft in diesem Zustand die „staubige[] Rüstung” ab. Der Krieg scheint beendet, doch mit dem folgenden Sinnabschnitt beginnt eine erneute Kriegsphase bzw. ein erneuter Aufbruch. Die angenehme Ruhephase wird durch das Wort „aber” unterbrochen.
Durch die „Nebelluft” erreicht ein „Echo von Signalen” das lyrische ich völlig unvermittelt . Das verwendete Enjambement verleiht dieser Aussage eine zusätzliche Hektik. Die Adjektive „hart” und „scharf”, welche die aufkommenden Signale beschreiben, stehen im Kontrast zu der angenehmen und entspannenden Atmosphäre des zweiten Sinnesabschnittes. Zudem verwendet der Autor einen Vergleich um den aufkommenden Kriegsausbruch abermals zu beschreiben. Der Aufbruch gleicht „Trompetenstößen”, die durch die „Biwakfrühe klirren” . Der Neologismus „Biwakfrühe” beschreibt einen Zeitpunkt zu dem alle Soldaten schlafen, d.h. der Krieg „überrumpelt” förmlich die völlig unvorbereiteten Soldaten. Die einst „herrlichste Musik der Erde” weicht „klirrenden Trompetenstößen” und wird von dem lyrischen ich nicht mehr als euphorisierend, sondern als erschreckend empfunden. Bevor der vierte und abschließende Sinnesabschnitt einsetzt, wird nochmals beschrieben wie die Soldaten eilig „die Zelte abschlagen und die Pferde schirren”.
Das lyrische ich befindet sich wieder im Krieg, wo es in „Reihen eingeschient in den Morgen sticht”. Die Alliteration „Blick und Blut” betont den Ernst der Situation: das lyrische ich ist bereit sich für sein Land zu opfern und im Krieg zu sterben. Der Ausblick in die Zukunft ist dabei ungewiss. Nichtsdestotrotz wird das lyrische ich kämpfen und dessen „Augen sich an Welt und Sonne satt und glühend trinken”. Aus dieser Aussage geht eine gewisse irrationale Haltung hervor: das lyrische ich rechnet mit einer Niederlage bzw. dem Tod, fasst dennoch neuen Lebensmut, hervorgehend aus der Schönheit der Natur. Das Gedicht endet offen.
Stadlers Gedicht ist der Epoche des Expressionismus zuzuordnen. Das lyrische ich zieht voller Mut und Euphorie in den Krieg, nicht ahnend was es erwarten wird. Das lyrische ich ist hierbei stellvertretend für die junge Expressionistengeneration, der Stadler selbst angehörte. Die politischen Unruhen brachten Abwechslung in das fade und langweilige Alltagsleben und von dem Krieg erhoffte man sich Ruhm und Erfolg. Was folgte war allerdings eine Niederlage, die einen Großteil der jungen Expressionistengeneration das Leben kostete. Stadler selbst starb 1914 mit 31 Jahren im Krieg.
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