Ïðî÷èòàíèé : 254
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Òâîð÷³ñòü |
Á³îãðàô³ÿ |
Êðèòèêà
Ein kurtzweyligs und lustigs faßnachtspiel mit dreyen personen, nemblich ein burger, ein pawer und ein edelmann; die holen krapffen.
Der burger geht in die stuben, sicht sich umb und spricht:
Ir erbarn herrn inn eyner sumb,
Seyt mir zu tausent mal wilkumb!
Ich hab euch heint zu mir geladen,
Zu holen krapffen und die fladen
Und faßnacht heint mit mir zu halten
Der gwonheyt nach, wie bey den alten,
Zu haben einen gutten mut.
Bitt, wölt mit mir haben vergut.
Der bawer tritt in die stuben und spricht:
Ein guten abend, ir biderleut!
Ich hab mir fürgenommen heut,
Heint faßnacht inn der sat zu halten.
Sehen, was sich für kürtzweyl walden.
Will gleich ein siben grosch dran wagen.
Nun hat mein weg mich herein tragen
Zu euch; weil ich hört so viel gest.
So frölich sein, daucht mich das best.
Beym nechsten wirrdt zu keren ein.
Drumb traget auff den killen wein!
So will ich die nacht bey euch hausen,
Euch helffen lären becher und krausen.
Da habt ir ayer zu den sachen.
Last uns ein metzen krapffen pachen!
Der burger stößt den bawern wegk, ist zornig und spricht:
Bawer, wer hat dich rein beschieden?
Troll dich hin wegk! laß uns zu frieden!
Heb dich hin-nauß zu deins geleicben!
Was darffst du inn die hewser schleichen,
Als wolst du steln oder fewer einlegen?
Bawer:
Mein herr, was thut euch hie bewegen,
Das ir mich also grob thut schenden?
Burger:
Ich waiß nit, wer dein gens noch enden
Sind; drumb räum mirs hauß, du bawer!
Bawer:
Ach lieber herr, secht nit so sawer,
Dieweil ich mich noch wol darff nennen!
Die gantz dorffmeng thut mich kennen.
Darumb, mein herr, vernembt mich recht!
Ich bin von eym groben gschlecht,
Die man bey uns die Dölpen nendt.
Habt ir nit den Fritz Tölpen kendt?
War mein anherr nach meym beduncken.
Ist inn eym henffen weyer ertruncken.
Haintz Tölp, mein vatter, der ist mir
Ertrückt worden inn eym thurnier,
Da man eins mals ein spend auß-gab.
Ein bruder ich verloren hab,
Den haben die Zigeuner hin.
Von meiner muter gschlecht ich bin
Ein Götz; derhalben, wer mich kendt,
Mich den Götz Tölpen Fritzen nendt.
Yetzund wist ir auch, wer ich bin.
Darumb last mich zun gesten hin,
Wie ander herrn zu tisch auch sitzen!
Burger:
Wir dürffen keynes Tölpen Fritzen.
Ich halt zu gast nur erbar leut.
Pawer:
Botz leichnam angst, vernembt mich! heut
Hab ich ein theydung helffen machen.
Mein gfatter het eim gstolen ein pachen.
Den haben wir all bayd vertragen,
Das kein frum mensch darvon darff sagen.
Drumb dürfft ir mich nit so leg halten.
Ich bin auch einer auß den alten.
Ich sitz nit allmal undten an.
Ich sich viel gleicher eym biderman,
Denn kein weib inn der gantzen pfarr.
Burger:
Ey heb dich nauß, du voller narr!
Sichst nit? da kumbt ein edelman.
Was wölst du bey uns hinnen than?
Der edelman geht hin-nein und spricht zum bawern:
Sich Tölpen Fritz! was thust du hinnen?
Kanst auff dem dorff kein wirtshauß finnen,
Das du zu den burgern einkerst?
Burger:
Juncker, ich habs gesaget erst.
Er sol hin-nauß zun pawern gehn.
Pawer:
Solt ich euch anreden all zwen,
Was ich inn meinem sinne hab?
Edelman:
Ey sags! es stöst dir sunst hertz ab.
Du Tölp, du hast auch pewrisch Sitten.
Pawer:
Wern euch die pawrn-adern abgschnitten,
All baid würd ir zu tod euch bluten.
Edelman:
Hör eyner zu der groben stuten!
Fluchs werfft den pawrn die stiegen ab!
Pawer:
Höret, wie ichs gemaynet hab!
Adam, thut unser pfarrherr lesen,
Ist unser aller vatter gwesen;
So sind wir ye all seine kinder.
Edelman:
Doch eyner mer, der ander minder.
Noa het drey sön; der ein lawer
Hieß Ham, der selbig wurd ein pawer,
Sem und Japhet, von dem mit namen
Kumbt burgerschafft und adels stamen.
Pawer:
Juncker, ich hab anderst vernummen,
Der adel sey von tugend kummen,
Das sie bschützen witwen und waysen,
Die armen bschirmen in den raysen.
Juncker, habt ir noch diesen brauch?
Edelman:
Sag! wart ir nit vor zeyten auch
Ir bawern all in eyner sumb
Einfeltig, schlecht, gerecht und frumb?
Yetzt habt ir die dryfeltigen sucht
Verschalckt, durchtrieben und verrucht.
Hertmewlich, unghorsam darbey.
Pawer:
Gott weiß wol, wer der besser sey.
Edelman:
Ich bin von meynem stamb gut edel,
So bist du gar ein grober wedel.
Kanst weder gatzen noch ayr legen.
Ich aber bin höflich dargegen.
Wo ich zu hof den fürsten reyt,
Hab ich provision allzeyt
On arbeyt, darzu rendt und zinst.
Bawer:
Dennoch bin ich auch nicht der minst.
Mein höfligkeyt ist ackern und seen,
Schneyden, dreschen, hewen und meen,
Reutten unnd andere arbeyt mehr.
Darmit ich euch all bayd erneer.
Burger:
Dergleich ich besser bin, wann du.
Mein narung gwinn ich in der rhu,
Darff nit solch grobe arbeyt thon.
Ich bin ein bürgerlicher mon,
Derhalb besser, wann du, in ehren.
Bawer:
O ir thut euch all bayd erneern,
Gott waiß wol wie; ich darffs nit nennen:
Eins thails mit stechen und mit rennen.
Juncker, hat ewer roß mit wissen
Keym kauffman nye kein wetzker abpissen?
Ich hab für euch all baid das lob.
Edelman:
Götz Tölpen Fritz, wir liegen ob.
Wir halten inn das regiment.
Aller gwalt steht inn unser hend.
Du must uns liegen undtern füßen.
Bawer:
Das hab ich ja wol leyden müssen.
Ir werd mir lieber nit so gwaltig,
So wer die stewer nit so manigfaltig.
Ich aber hab viel besser rhu,
Wenn ich mein hoff erpawen thu.
So hab ichs denn versorget als.
Euch ligt ein groß sorg auff dem halß.
Des bin ich viel freyer, dann ir.
Burger:
Inn rath und gericht sitzen wir,
Da unser nam noch grösser wirt.
Pawer:
Mein herr, da hab ich nit gstulirt.
Wir bsitzn das ghricht undter der lindn,
Doch etwan kurtz ein urthail finden,
Das ir offt langksam künd erraten.
Edelman:
Wir liegn dir ob mit künen thaten.
Im harnisch wir raysen und reyten
Und inn dem krieg die feind bestreyten.
Mit ritterlichem lob gesiegn.
Pawer:
Ich hab inn meym hauß gnug zu kriegn,
Wann ich hab mich bey dreyen tagen
Wol vier mal mit meym weib geschlagen,
Hab dannoch nit viel dran gewunnen.
Es wer mir schier der kunst zerrunen.
Sie gab mir ein treff mit dem rocken
Da vorren eben auff den knocken,
Das mir geleich das liecht erlasch,
Die weil sie immer auff mich drasch.
So hab ich auch sunst gnug zu fechten
Im hauß mit mägden und mit knechten
Und mit meym nachpawrn der-geleich,
Ich war nun auff eyner kirchweich,
Da wurden ihr wol drey erschlagn.
Ich mayn: ich waiß vom krieg zu sagn.
Drumb ewer krieg mich nit anficht.
Burger:
Ich main, der krieg fehl dein auch nicht,
So man dir nembt roß, kü und hennen,
Thut hauß und stadl dir ab-brennen.
Da sind wir zwen versorgt für das.
Bawer:
Der krieg verderbt euch bayd viel baß,
Wenn man dörffer und stet gewindt,
All ewer hab raubt und verbrind.
Mein pargelt hab ich eingraben.
Und kummen gleich die kriegs-knaben,
Brennen mir ab mein alte schewren,
Mein haußrath thut mirs nit verteuren,
So bleybn mir äcker und wiesen liegen.
Wie bald will ich ein anders kriegen,
Roß, kü, und sitz denn wol befriedet!
Edelman:
Zum waidwerck sind wir auch gewiedet,
Jagen bern, hirschen, rech und hasen.
Das wirdt dir auch nit zu-gelassen.
Das seyen wir weyt über dich.
Pawer:
Wenn ich mich schon stell jegerlich,
Fach ich eh ein lauß, denn ein hasen.
Ich muß mich dran benügen lassen,
Schlag all jar ein saw oder zwu.
Etwan ein alte kuh darzu.
Das ist mein wildpret übers jar.
Ir dürfft mit ewrem waydwerck zwar
Den gwin nit all mal mit mir theyln.
Burger:
Wie gern woltst du dich an uns heyln!
Wir thunt dirs vor mit köstling schauben,
Mit mardren röcken, gülden hauben.
So gehst du her und bist beschlept,
Geschmutzt, geflicket und bestrept.
Derhalb magst du nit bey uns sein.
Bawer:
Nun bin ich auffs schönst gangen rein,
Der kittel ist mein ostertag,
Den ich auff alle hochzeyt trag.
Habt ihr viel kleyder sampt den weyben,
Habn die magd dest mehr auß-zureyben
Und die schaben dest mehr zu fressen.
Burger:
Ich main, du seist mit eym unflat bsessen.
Pfuy, wie stinckst du nach roß-mist!
Pawer:
Mein lieber herr, das selbig ist,
Ich geh umb undter sew und rindern,
Schafen, gaissen, bschissen kindern.
Ich hab kein andre apodecken.
Wie kund ich denn nach pysen schmecken?
Nembt die faßnacht mit mir vergut!
Wer waiß, wens sichs verkeren thut,
Das ich möcht etwan Schultheiß wern!
Wolts bey meim ayd als wieder ehrn.
Edelman:
Ey pawer, troll dich nur darvon!
Unser faßnacht geht dich nichts an.
Wir müssen scharpff rennen und stechen,
Viel ritterlicher sper zerbrechen.
Von den dingen kanst du nit sagn.
Bawer:
Junckher, wir haben vor acht tagn
Dahayinen auch mit kolben gstochen.
Da hat mein sun ein bain ab-brochen.
War zwar ein schlechte frewd darbey.
Burger:
Auch müssen wir auff zwo parthey
Noch herumb faren auff dem schlitten.
Bawer:
Deß farens muß ich mich teglich nieten
Auff schlitten, wegen und auff kerren.
Wenn ich die güld bring meinem herren,
Bin ich deß farns verdrossen gantz.
Edelman:
Heint müß wir haben noch ein dantz.
Der wirt köstlich mit grossem prenck,
Da mit dem danck und mit der schenck
Der beste Stecher wirt begabt.
Bawer:
Wir habn auch ein hannen-tantz ghabt.
Inn unsenn dorff umb unsern mayen
Zwen sackpfeiffer pfiffen den rayen.
Da liffen wir so gschwind hin-numb.
Offt. warff einer ein metzn herumb,
Das man ihr nicht weiß wohin sach.
Burger:
Denn halt wir ein pancket hernach.
Bawer:
Lieber, sagt, was das selbig sey!
Burger:
Da halt wir heint ein gasterey.
Hecht, forhen wir berayten lassen,
Vögel, capaun, rephüner und hasen
und trinckn reinfal und malfasier.
Bawer:
O viel köstlicher leben wir,
Essen gut eingmacht kudelfleck,
Gut wolgewürtzet bawern-dreck,
Faist leber-würst und grob rotseck,
Ein gelben prey, gut semel und weck,
Semel und milch, gut schweine-braten.
Darauff mag eym ein trunck geraten.
Edelman:
Darnach wir inn die bursch gehn.
Bawer:
Sag mirs, das ichs auch thu verstehn!
Edelman:
Wir gehend halt auff ein schlaff-trunck.
Pawer:
Schweigt, juncker! ich hab sein auch gnungk.
Wir pawern holen heint auch krapffen.
Da findt man manchen vollen zapffen.
Der offt kaumb die stubn-thür kan treffen.
Offt nembt im uber-hand die heffen.
Ir sehendt ewern lust daran.
Edelman:
Wenn wir ein weil gedantzet han,
Darnach umbtregt man das confect.
Pawer:
Juncker, was ist das für ein gschleck?
Edelman:
Zucker, rosin, mandel und feygn.
Pawer:
Mein juncker, des kindwerck thuet schweign!
Wir essen gut öpffel und pirn
Und thun uns in den krapffen diern.
Burger:
Auch kummen etlich mumerey.
Pawer:
Mein herr, sagt, was das selbig sey!
Burger:
Das sind jung mender und jung gselln,
Die sich verbutzen und verstelln,
Die treyben etlich faßnacht-spiel
und an zal andrer kürtzweil viel.
Da wirdt yederman trewden vol.
Bawer:
Ja ihr abweiß versteh ich wol.
Ist gleich wie unser rocken-stubn.
Da eß wir hutzel unnd höldern rubn.
Die magd inn die sackpfeiffen singen,
Da unser knecht ölpern und ringen,
Eins thayls die karten inn die nüß,
Eins thails des rüpfleins auff dem küß,
Des stocks-blindn-meuß und öl außschlagn,
Eins thails den mägdn abschütn die agn.
Ist das nit ein fröliches leben?
Inn sumpa sumparum gleich eben
Bin ich gleich über euch all zwen.
Burger:
Bawer, wa-mit? laß michs verstehn!
Bawer:
Ich eß nur eytel ringe speiß.
Sie schmeckt mir für mandel und reiß.
So ist mir die arbeyt gesund,
Macht mich lustig, munder und rund.
All ungnad arbeyt ich von mir.
Des bin ich nit, su kranck, wie ir,
Am stain, ziperlein und contrackt.
Das burger und den adel plagt.
Weil ir habt ob der arbeyt scheuch,
Wont mancherley kranckheyt bey euch,
Langkweil, vertruß und schwermütigkeit.
Der ding mir keins zu schaffen geyt.
Des bin ich ye über euch gar.
Edelman:
Aotz marter, der bawer hat war.
Kumb! ich will faßnacht mit dir halten.
Bawer:
Ey das müß alles glück walten!
Ich hab gehöret all mein tag,
Es fall ein paum nit von eym schlag.
Mun muß noch öffter daran klopffen.
Edelman:
Kumb mit mir gehn Hoff-allers-tropffen!
Da will ich heint dein wird sein.
Da wöll wir dapffer schencken ein,
Trincken und spieln, was einer mag,
und wölln biß an den liechten tag
Mit andrem adel halten hauß.
Bawer:
Vester juncker, ich bleib nit auß!
Ein gute nacht. Der burger bechleust und spricht:
Ir frummen herrn, es ist mein bitt,
Das ir uns wölt verargen nit,
Ob wir im hetten zu viel gethan,
Mit diesem groben bawers-man,
Der ungfer kummen ist herein.
Der kund ye nit subtiler sein,
Wie dann das alt sprich-wort vermag:
Wenn man ein bawren stieß inn sack,
Würdn doch die stifel herauß-ragen.
Auch ist uns noch ein Sprichwort sagen,
Ein yeder vogel sing ali frist
Wie ihm sein schnabel gwachsen ist.
Auch wird man bey den groben grob,
Bey den höfling erlangt man lob.
Des sol ein junger man sich halten
Zu den züchtigen, weisen, alten
Und nemb ir zucht und leere an,
So wirdt auß im ein dapffer man.
Deß thue er die grobn dölpen fliehen,
Wann als was grobe leut auffziehen,
Muß auch werden unkünnend grob
Und lebt hernach an rumb und lob,
Zuchtloß mit worten und mit thaten,
Aygensinnig und ungeraten,
On all höflich sitten und tugend.
Dieweil es in blüender Jugend
Auffwuchs wie ein ungschnayter paum.
Derhalb ein Jüngling sich nit saum,
Halt sich zu erbarn wie obgemelt,
Auff das er auch in dieser welt
Inn dem alter leb tugentsam
Und uberkumb ein guten nam,
Des lob bey yederman erwachs.
Ein gute nacht wünscht euch Hanns Sachs.
Die person in das spiel.
1. Edelman.
2. Burger.
3. Bawer.
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