Neidhart von Reuental :: Критика
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Neidhart begründete die dörperliche Dichtung, eine Spielart des Minnesangs, die Karl Lachmann als "höfische Dorfpoesie" bezeichnet, indem er in seinen Liedern vornehmlich das hoffärtige Treiben und die derbere Liebesweise der Bauern mit geistreich humoristischer Laune schilderte.
Neidharts Lieder sind in Sommerlieder, Winter- und Schwanklieder gegliedert. Es sind fast 200 Werke von ihm überliefert, einige davon noch mit Melodie, wobei man annimmt, dass rund ein Drittel davon nicht von ihm stammt.
Die Hauptfigur in seinen Werken ist meist der „ritter von Riuwental“. Neidhart lässt die Welt der hohen Minne mit der oft tristen Realität der Dorfbevölkerung aufeinanderprallen. Seine Lieder enthalten Sozialkritik, die als Humor verpackt den Status Quo kritisieren. Manche Interpretationen sagen ihm auch "Bauernfeindlichkeit" in seinen Liedern nach - so wird zum Beispiel davon berichtet, dass aufgebrachte Bauern das Neidhart-Grab in Wien mit Heugabeln attackiert haben sollen.
Die Sommerlieder sind einfache, unstollige Reigenlieder zum Thema Minne, in denen der als Ritter auftretende Liebhaber beim Dorftanz um ein Bauernmädchen wirbt und sich dabei mit rivalisierenden Bauernburschen (mhd. „dörper“= Bauer, im Sinne von Tölpel) auseinandersetzen muss. Die Gesprächslieder der Bäuerinnen (Tochter und Mutter, liebeslustige Alte, befreundete Mädchen) drehen sich um die Frage, wie man die Gunst des „ritters von Riuwental“ erringen könne. Die satirische Darstellung des Geschehens ist zumeist parodisierend und stellt einen starken Kontrast zum Hohen Minnesang dar (siehe unten, Textprobe).
Die Winterlieder sind in Kanzonenform gedichtet und schildern Tanz und Spiel in der Bauernstube. Das lyrische Ich ist hier der zumeist erfolglose Werbende. Sein Interesse richtet sich auf Bauernmädchen und stößt dabei auf anmaßend auftretende „dörper“-Mitwerber, oftmals kommt es zu rohen Drohungen und Handgreiflichkeiten. Die späteren Versionen der Winterlieder zeichnen sich zunehmend durch Absagen des Sängers an den Minnedienst aus, eine Anlehnung an die Alterslieder von Walther von der Vogelweide.
Neidharts Werke befassen sich mit unterschiedlichsten Themen. Zwei werden hier herausgegriffen:
Kreuzzugskritik: Das Kreuzlied Ez gruonet wol diu heide (L 17, R 12,1) ist der Mühsal der Kreuzzüge gewidmet. So wird über das Heimweh gesprochen, die Angst, die Heimat nicht wiederzusehen („den lieben tac lâze uns got geleben, daz wir hin heim ze lande strîchen!“) und ob es nicht klüger wäre, zu Hause zu bleiben, als in der Ferne zu kämpfen („Er dünket mich ein narre, swer disen ougest hie bestât.“). Eine Kreuzzugsbeteiligung Neidharts ist dadurch nicht erwiesen, gut denkbar ist auch, dass das Lied geschrieben wurde um mögliche Kreuzfahrer abzuhalten.
Werben: In verschiedenen Liedern wird das unterschiedlichste Werben des Ritters um eine Frau beschrieben. Im zweideutig angelegten Ez verlos ein ritter sîne scheide (L 77, C 195) ist es in Umkehrung der klassischen Minnesituation einmal anders: Ein Ritter erliegt den erotisch-promisken Avancen einer vernachlässigten frowe und sieht schließlich doch keinen anderen Ausweg als die Flucht („wer solte des getrûwen?" / „zieht wider: diu würze ist noch niht gebrûwen!“).
Neidhart wurde durch seine große Bekanntheit später selbst zum Protagonisten. Unter dem Namen „Neidhart Fuchs“ soll der wohl historisch nachweisbare Otto Fuchs als eine Art Hofnarr ("„maître de plaisir“") des österreichischen Herzogs Otto des Fröhlichen (1301-39) in Neidharts Manier gedichtet haben. Die aktuelle germanistische Forschung widerlegte diese Annahme mehrmals. Kein Otto Fuchs hat in Neidhart-Manier gedichtet, sondern unter Neidhart Fuchs versteht man eine Auswahl und Zusammenfassung von Teilen seiner Originallieder durch einen Herausgeber beziehungsweise Kompilator.
Im Neidhartspiel wurde der Dichter schließlich zur stofflichen Vorlage des ersten weltlichen Dramas im deutschen Sprachraum.
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