Christoph Martin Wieland :: Критика
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Wieland war einer der einflussreichsten und der meistgelesene Schriftsteller seiner Zeit. Auch wenn er infolge der späteren romantischen Kritik an seinem Werk (die Brüder Schlegel warfen ihm mangelnde Originalität vor und bezeichneten ihn als Plagiator sowie als „negativen Classiker”) seit dem 19. Jahrhundert kaum noch wahrgenommen wurde, ist seine Bedeutung für die deutsche Literatur kaum hoch genug einzuschätzen. Das Lebenswerk des produktiven Dichters reicht von der Aufklärung (Napoleon bewunderte Wieland als „deutschen Voltaire”) über die Empfindsamkeit und das Rokoko bis hin zur Weimarer Klassik, deren Wegbereiter er war. Vor allem mit seinen Romanen, in denen er französische, englische, spanische und italienische Einflüsse verarbeitete und das „Vernünftige” der Aufklärung mit der spielerisch-leichten Grazie und lebensfrohen Sinnlichkeit des Rokoko verband, erschloss er eine Fülle literarischer Ausdrucksformen und trug zur Ausbildung einer eigenständigen modernen deutschen Erzählprosa bei. Mit neuartigen ästhetischen Mitteln nach dem Vorbild von Cervantes und Fielding wie erlebter Rede, direkter Ansprache des Lesers, Reflexion über das Erzählen im Erzählen, Perspektivenvielfalt und Brechung der Chronologie bahnte er einer komplexen Erzählkunst in der deutschen Literatur den Weg.
In seinem ersten, in der freizügigen Biberacher Zeit entstandenen Roman Der Sieg der Natur über die Schwärmerey oder die Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva (1764) setzte Wieland sich satirisch mit seiner eigenen früheren Frömmigkeit auseinander. 1766/67 erschien sein Hauptwerk, der Roman Geschichte des Agathon, der von der Erziehung eines jungen Mannes berichtet. Das in der ersten Fassung zweibändige Werk, das Wieland in den folgenden Jahrzehnten noch zweimal erweiterte, ist der erste große Bildungsroman der deutschen Literatur (Muster für Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre) und gilt als Vorgänger des modernen psychologischen Romans. Mit den beiden genannten Romanen und den Verserzählungen Musarion oder Die Philosophie der Grazien (1768), Idris (1768), Die Grazien (1770) und Der neue Amadis (1771) beschritt Wieland weiter den seinen Jugendanschauungen entgegengesetzten Weg des anmutig-leichten Lobes von Sinnlichkeit und heiterer Weltfreude. Seine in Weimar entstandenen Werke wie die Romane Die Abderiden (1774-1780), der erste bedeutende bürgerliche Roman, eine bissige Satire auf kleinstädtische Selbstzufriedenheit, Geheime Geschichte des Philosophen Peregrinus Proteus (1791) und Agathodämon (1796/97) sowie das geistreiche Versepos Oberon (1780), eines seiner bedeutendsten lyrischen Werke, haben die lüsterne Sinnlichkeit seiner mittleren, dem Rokoko verpflichteten Schaffensphase überwunden und nähern sich dem Humanitätsideal der Klassik.
Große literarhistorische Bedeutung kommt Wieland auch durch die Gründung und Herausgeberschaft der ersten literarischen Zeitschrift Deutschlands Teutscher Merkur (1773-1789) zu. In diesem viel beachteten und äußerst angesehenen Periodikum erstveröffentlichte er seine eigenen dichterischen Arbeiten und entfaltete eine ausgedehnte kritische Tätigkeit, die sich auf die gesamte deutsche und auch internationale Literatur erstreckte. Von großem Einfluss war Wieland auch als Übersetzer: Zwischen 1762 und 1766 übersetzte er 22 Dramen von Shakespeare und förderte damit wesentlich dessen Rezeption im deutschen Sprachraum (Herder, Goethe und Schiller lernten Shakespeare erst durch diese Prosaübersetzungen kennen); seine Inszenierung von Der Sturm in Biberach war die erste Shakespeare-Aufführung überhaupt in Deutschland. In seinen letzten Lebensjahren war Wieland mit seinen Übersetzungen aus dem Griechischen und Lateinischen zudem maßgeblich an der Wiederentdeckung der klassischen Antike beteiligt.
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