Joachim Heinrich Campe :: Критика
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Das Werk von Joachim Heinrich Campe „Jugendbuch Robinson der Jüngere“.
Campes Buch besteht aus zwei Teilen, die nacheinander 1779 und 1780 erstmals in Hamburg erschienen sind, und ist eines der ersten Werke der Kinder- und Jugendliteratur im westeuropäischen Raum, welche erst im ausgehenden 18. Jahrhundert zu entstehen begann. Ein Buch wie dieses hatte revolutionären Charakter, war es doch vom Geist der Aufklärung sowie einem neuen Selbstbewusstsein des gerade entstandenen Bürgertums geprägt, welches sich deutlich vom dekadenten Adel absetzen wollte. Campes Idee war es, ein Buch zu schaffen, das zum einen nicht nur der reinen Unterhaltung dient sondern auch erzieherischen Charakter hat und zum anderen eine doppelte Leserschaft anspricht, nämlich sowohl den kindlichen als auch den erwachsenen Leser. Als Vertreter des Philanthropismus ließ er deutlich philanthropische Erziehungsprinzipen in das Buch miteinfließen, wobei er sich auch stark an seinem großen Vorbild Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) orientierte, dessen Erziehungsroman Émile erstmals 1762 erschienen ist.
Campes Buch erzielte in der Tat eine übermäßig breite Wirkung. Hamburg, der Ort von Campes ersten schriftstellerischen Schaffens, wo auch Robinson der Jüngere entstand, stellte im damaligen Deutschland einen Sonderfall dar, da es als Republik und freie Handelsstadt vielen die Möglichkeit eröffnete, neue, aufgeklärte, liberale Vorstellungen zu verwirklichen. Die stabile politische Situation der Stadtrepublik bewirkte bei den Bewohnern ein neues bürgerliches Selbstbewusstsein. Dieses war geprägt von dem aufklärerischen Geiste Kants und den Ideen Hobbes’ im Hinblick auf die Vorstellung vom autonomen Subjekt und das geregelte, friedliche Zusammenleben aller Menschen im Staat mit Hilfe eines allgemein verbindlichen Gesellschaftsvertrages. Die Hamburger Bürger, besonders die vom weltoffenen Handel abhängigen Kaufleute, waren aber nicht nur an dem Gedankengut selbst, sondern auch an seiner Umsetzung und dessen Miteinbezug in die Erziehung interessiert.* Robinson der Jüngere hatte also unglaublichen Erfolg, und das im deutschen wie auch im außerdeutschen Bereich.** 1923 erreichte seine illustrierte Ausgabe die 122. Auflage; zahlreiche Übersetzungen ins Französische, Italienische, Lateinische, Spanische und Englische folgten. Holländische, dänische, schwedische und polnische Ausgaben fanden ebenfalls Verbreitung. Selbst Lettland wurde versorgt. Schließlich gab es auch verschiedene Nachahmungen, Fortsetzungen, Umwandlungen und Ausgaben mit Illustrationen. Der Erfolg des Kinderromans verwundert allerdings ein wenig, denn Campe ist nicht das, was man gemeinhin unter einem Original-Schriftsteller versteht. Die Figur und die spannenden Abenteuer Robinsons sind nicht seiner eigenen Fantasie entsprungen. Das Motiv und seine weltweite Beliebtheit haben schon zu einer Fülle von Bearbeitungen geführt, die so immens ist, dass das Studium der sogenannten Robinsonaden fast eine Wissenschaft für sich ist. Zweifellos kann Daniel Defoe als Urheber des riesigen Erfolgs angesehen werden, doch gingen selbst ihm mancherlei mittelalterliche und barocke Geschichten mit dem Motiv vom verlorenen Sohn voraus. Nichtsdestotrotz muss man Campe seine beispiellose Leistung auf kinder- und jugendliterarischer Ebene zugestehen, besonders durch seinen Robinson den Jüngeren.
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