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Johann Christoph Gottsched



 

Johann Christoph Gottsched :: Критика

Творчість | Біографія | Критика

In Anlehnung an die Wolff’sche Systemphilosophie und mit dem ästhetischen Vorbild des französischen Klassizismus, erscheint 1730 der „Versuch einer Critischen Dichtkunst“ von dem Leipziger Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched. Sein Werk bringt es in den kommenden Jahrzehnten zu großer Popularität, weshalb es für die Theatergeschichte von großer Bedeutung und für die Wissenschaft von Interesse ist. Gottsched fordert einige Neuerungen des deutschen Theaters, so dass es für ein bürgerliches Publikum zugänglich gemacht und auf diese Weise die Grundlage für ein deutsches Nationaltheater geschaffen wird. In dem erwähnten Werk nennt Gottsched eine Reihe von Postulaten an das deutsche Theater, die in dieser Arbeit in Bezug auf ihre sozialhistorische Relevanz untersucht werden sollen. Sozialgeschichte meint hierbei mit der Geschichte gesellschaftlichen Handelns auch die politische sowie die Wirtschafts- und Bewusstseinsgeschichte, die für das Verständnis der Gottsched’schen Theaterreform notwendig ist. Was haben Gottscheds Vorschläge für eine Theaterreform mit den Vorstellungen der Aufklärung zu tun? Aus welchen historischen Bedingungen erwachsen diese Ideen? Und was bedeutet die Theaterreform für die Gesellschaft bzw. wie soll sie wirken? Diesen Fragen soll in der vorliegenden Untersuchung nachgegangen und wenn möglich beantwortet werden. Im ersten Kapitel werden zunächst die Forderungen Gottscheds an das deutsche Theater unter Berücksichtigung der Tragödie, der Komödie und der Oper näher erläutert. Danach, im zweiten Kapitel geht es um die Aufklärung und ihren Zusammenhang mit der Gottsched’schen Ästhetik. Das dritte Kapitel widmet sich dem Einfluss von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft des Absolutismus auf die Ideen der Aufklärung sowie den Kunstvorstellungen Gottscheds. Außerdem werden hier die Auswirkungen der aufgeklärten Philosophie auf das absolutistische System behandelt und die erwünschten Konsequenzen der Theaterreform beschrieben. Zum Schluss wird auf die Entstehung und das Wesen des Zielpublikums, nämlich auf die neuen bürgerlichen Schichten eingegangen. Das Werk ist unterteilt in den allgemeinen theoretischen und den zweiten besonderen Teil, in dem die einzelnen Gattungen besprochen werden. Diese werden zunächst historisch eingeführt, definiert und anschließend hinsichtlich der Anforderungen an sie normativ beschrieben. Gottscheds „Regelwerk der Ästhetik“ fügt sich in das Vernunftkonzept der Aufklärung ein. Die Ästhetik hat sich an der Natur zu orientieren, die als völlig durchrationalisierte Ordnung begriffen und mit der Vernunft gleichgesetzt wird: „Das Natürliche wird als vernünftig, das Vernünftige als natürlich verstanden mit dem Unterschied, dass die Natur vollkommen, die menschliche Vernunft dagegen unvollkommen, wenngleich unendlicher Perfektionierung fähig sei.“ Deshalb kann auch die Kunst nur dann vernünftig sein, wenn sie „Nachahmung der Natur“ ist. Nach diesem Kriterium bewertet Gottsched die einzelnen Gattungen der Poetik. Von diesen sollen nun die Betrachtungen über die dramatischen, d.h. die Tragödie, die Komödie und die Oper genauer untersucht werden. Das zugrunde liegende Vernunftkonzept impliziert zum einen die didaktisch-funktionale Ausrichtung der tragischen Fabel. Der Dichter soll eine moralische Aussage durch die Fabel der Tragödie versinnlichen: „Der Dichter wählet sich einen moralischen Lehrsatz, den er seinen Zuschauern auf sinnliche Art einprägen will. Dazu ersinnt er sich eine allgemeine Fabel, daraus die Wahrheit eines Satzes erhellet.“ Zum anderen soll die Tragödie den Regeln der Wahrscheinlichkeit unterliegen, um ein Höchstmaß an Objektivität und Glaubwürdigkeit zu garantieren, obwohl sie eine Erfindung ist und keine historische Authentizität beweisen muss. Die Fabel, d.h. das zugrunde liegende Handlungsschema der Tragödie, besteht aus einer Hauptfabel, der Haupthandlung, und mehreren Zwischenfabeln, aus denen die Umstände der Hauptfabel hervorgehen sollen. Die Fabel sollte in fünf etwa gleich große Stücke geteilt und kausal geordnet werden, so dass eine Handlung sich aus der vorherigen begründen lässt. Weiterhin soll die Fabel eine Steigerung enthalten und sich wie ein Knoten immer weiter zusammenschnüren bis er sich am Ende auflöst. Mit dieser Art der Spannungssteigerung soll die Aufmerksamkeit der Zuschauer erweckt und aufrecht gehalten werden. Fabeln sollten in der Tragödie wie in der Komödie einen Glückswechsel oder eine Entdeckung unbekannter Personen enthalten. Diese bezeichnet Gottsched als verworren, andernfalls sind sie einfach oder schlecht.



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