|
Gerhard Hauptmann :: Критика
Творчість |
Біографія
|
Критика
Hauptmanns Frühwerk wurde unterschiedlich beurteilt. Die konservativen Kreise und auch die Staatsführung des Kaiserreichs waren von seinen sozialkritischen Dramen wenig begeistert, was sich auch durch Zensur und Schmähauszeichnungen ausdrückte. Seine oppositionelle Position steigerte jedoch sein Ansehen in den Kreisen der progressiven Intellektuellen, die gerade diese Züge an seinen Dramen schätzten. Nach zahlreichen naturalistisch geprägten Werken änderte sich Hauptmanns Schaffen und seine Werke fanden zunehmend Anklang beim Besitz- und Bildungsbürgertum. Für diese Kehrtwendung wurde er vielfach kritisiert, wie zum Beispiel von Franz Mehring, der anlässlich der Aufführung von Hanneles Himmelfahrt schrieb: „Es tut mir leid um Gerhart Hauptmann, aber wenn er unter die Räuber der bürgerlichen Kritik gefallen ist, wenn die Börsenpresse ihm jubelnd bescheinigt, er biege in das Tor der echten und wahren Dichtkunst ein, so hat er dies Schicksal reichlich verdient. Wir sind noch niemals verurteilt gewesen, einen so großen Missbrauch eines so großen Talents mit eigenen Augen zu sehen.“.
Dennoch war er weiterhin gefragter Schriftsteller und galt im Ausland als repräsentativer Dichter Deutschlands. Der ungarische Philosoph und Literaturkritiker Georg Lukács hingegen nannte Hauptmann später den „repräsentativen Dichter des bürgerlichen Deutschlands“, womit er jedoch nicht Hauptmanns hervorgehobene Stellung unterstrich. Vielmehr drückte er damit seinen Unmut gegenüber Hauptmanns Wankelmütigkeit und geringer Verwurzelung an seine „revolutionären Anfänge“ aus. Trotz seines hohen Ansehens ging der Verkauf seiner Werke stetig zurück, weil sich andere Dichter und Dramatiker in den Blickpunkt drängten. Hauptmann hatte sich einen kostspieligen Lebensstil angeeignet, lebte in teuren Hotels, empfing oft Gäste im Wiesenstein und unternahm Reisen nach Italien und Hiddensee. Thomas Mann ließ sich bezüglich dieses Lebensstils zu einer spöttischen Kritik an Hauptmann hinreißen, als er ihn 1922 als „König der Republik“ bezeichnete. Zudem verarbeitete Thomas Mann einige Charakterzüge Hauptmanns in der Person Mynheer Peeperkorn in seinem Buch Der Zauberberg.
Die Tatsache, dass Hauptmann nach der Machtergreifung 1933 noch in Deutschland lebte, wollten sich die Nationalsozialisten zunutze machen und den angesehenen Dichter zu ihrem Nutzen verwenden. Verschiedene Stücke, die der Parteiführung wegen ihres aufrührerischen Charakters missfielen, wurden zwar verboten, dennoch wurden weiterhin Hauptmann-Werke aufgeführt. Zu Hauptmanns 80. Geburtstag 1942 wurden Festaufführungen und Ehrungen vorgenommen, die er vorbehaltlos entgegennahm.
Bereits in seinem Frühwerk wurde Hauptmann entscheidend von den Werken des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen beeinflusst. Nach Erfolgen in unterschiedlichen literarischen Genres, so mit der naturalistisch-psychologischen Novelle Bahnwärter Thiel (1888), erlangte er vor allem als Dramatiker Berühmtheit. Sein erstes Stück Vor Sonnenaufgang (1889) gilt als grundlegendes Werk des Naturalismus: Gezeigt wird der moralische Verfall mehrerer Bauernfamilien, die plötzlich zu Wohlstand gelangt sind, als auf ihrem Land Kohlevorkommen entdeckt werden. In Die Weber (1892), seinem bedeutendsten Drama, thematisierte Hauptmann das Schicksal einer Gruppe schlesischer Weber zu Zeiten der Weberaufstände, wobei er – auch unter Einsatz des Dialekts – eine ganze soziale Schicht zu Protagonisten des Stückes macht, um so die gesellschaftlichen und politischen Dimensionen des Konflikts zu verdeutlichen.
Mit der Traumdichtung Hanneles Himmelfahrt (1893) wandte sich Hauptmann vom rein naturalistischen Drama ab, indem er naturalistische Elemente mit romantisch-symbolischen Versen kombinierte. Die Hinwendung zur Neuromantik des Fin de Siècle zeigt sich im Versdrama Die versunkene Glocke (1897). Im gleichen Jahr fand der Autor wieder zu einer eher realistischen Dramatik: Statt das soziale Anliegen hervorzuheben, nahm er sich nun der Auswirkungen moralischer Korruption auf den Einzelnen an. Im Fuhrmann Henschel (1898) und in Rose Bernd (1903) etwa stellte er das Schicksal von Menschen dar, deren Scheitern bereits in ihren Unzulänglichkeiten angelegt ist. Hauptmann schrieb außerdem die Dramen Der rote Hahn (1901) und Der arme Heinrich (1902), die Komödie Der Biberpelz (1893), in der die preußischen Repräsentanten des Kaiserreiches bloßgestellt werden, die Erzählung Der Ketzer von Soana (1918), eine exotistische Idylle, und Erzählgedichte. In der so genannten Atriden-Tetralogie (1941-1945), der die antike griechische Sage des zum Untergang verdammten Geschlechts der Atriden zugrunde liegt, zeigt sich wie in vielen seiner späten Werke eine fatalistische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus, mit dem er sich, zurückgezogen lebend, arrangiert hatte.
Weitere Werke Hauptmanns sind die Dramen Das Friedensfest (1890), Michael Kramer (1900), Griselda (1909), Gabriel Schillings Flucht (1912), Winterballade (1917) und Vor Sonnenuntergang (1932), die Romane Atlantis (1912), Die Insel der großen Mutter oder Das Wunder von Île des Dames (1925), Wanda (1928) und Winckelmann (1954; vollendet von Frank Thieß), die Versepen Promethidenloos (1885) und Anna (1921) sowie die Lyrikbände Ährenlese (1939) und Neue Gedichte (1946). Den Eulenspiegel-Stoff bearbeitete er unter Bezugnahme auf die Weltkriegsrealität in dem Hexameterepos Des großen Kampffliegers, Landfahrers, Gauklers und Magiers Till Eulenspiegel Abenteuer (1928).
Nach seinem Tod begann Hauptmanns Ruhm, den er zu Lebzeiten noch genossen hatte, zu verblassen. Sein Ansehen wurde durch sein unkritisches Verhalten gegenüber den Nazis zusätzlich gesenkt. Anlässlich seines 100. Geburtstags 1962 fanden in zahlreichen deutschen Städten Festveranstaltungen statt. Bis in die 1970er Jahre wurden an westdeutschen Bühnen immer wieder Hauptmannwerke aufgeführt, wobei sich vor allem Der Biberpelz und Die Ratten über Zuspruch freuen konnten. Dennoch wurde Hauptmanns Werk nun kritischer betrachtet. In diesem Zuge kamen manche schwachen Aspekte innerhalb seines Werkes zutage, die zuvor „durch unbedenkliches lautes Lob zugedeckt worden waren.“ Überdies wurden Hauptmanns Werke hinsichtlich der politischen Kultur der späten sechziger und frühen siebziger Jahre zunehmend bedeutungsloser, da man mit dem „überlieferten Bilde des Sehers vom Wiesenstein wenig anfangen“ konnte.
In der DDR lebte Hauptmanns literarisches Ansehen weiter. Seine Sozialkritik fand vielerorts Anklang und er wurde als Beispiel verwendet für die „lebendig fortwirkende Tradition des bürgerlichen deutschen Humanismus“.
|