Ïðî÷èòàíèé : 170
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Òâîð÷³ñòü |
Á³îãðàô³ÿ |
Êðèòèêà
Es war einmal die Liebe...
Es war einmal die Liebe,
Die himmelsklare Liebe,
Wohl in gerechtem Zorn,
Und sprach zum blinden Triebe:
Verzeih! heut kriegst du Hiebe
Ganz recht mit einem Dorn.
Da zagt der Trieb betroffen,
Doch kaum hat ihn getroffen
Der Liebe Dornenstreich,
Sind alle Knospen offen,
Der Dorn ganz ohn Verhoffen
Schlug aus voll Rosen gleich.
Es war einmal die Liebe,
Die himmelsklare Liebe,
Sie war vom Trieb betrübt,
Und sprach zum blinden Triebe:
An dir, du Friedensdiebe,
Wird Rache heut geübt.
Doch, als sie sich will rächen,
Entstürzt in Tränenbächen
Das Mitleid ihrer Brust,
Sie kann den Stab nicht brechen,
Die Lieb wird aller Schwächen
Des Triebes sich bewußt.
Es war einmal die Liebe,
Die himmelsklare Liebe,
Sie war vom Trieb gekränkt,
Und sprach zum blinden Triebe:
Wenn dir kein Trost auch bliebe,
Heut wird dir’s nicht geschenkt.
Und, um ihm zu gedenken,
Will sie ein Füllhorn senken
Voll von Gerechtigkeit,
Und hat mit Fahnenschwenken
Den Richtplatz mit Geschenken
Der Gnade überstreut.
Ei sag einmal du Liebe,
Du himmelsklare Liebe,
Wer hat dich das gelehrt,
Daß man dem blinden Triebe
Für strenge Dornenhiebe
Nur Rosen mild beschert,
Und daß man für die Rute
Dem blinden Übermute
Nur süßen Honig gibt.
Das lehrte dich der Gute,
Der dich mit seinem Blute
In deiner Schuld geliebt.
Da sang einmal der Liebe,
Der himmelsklaren Liebe,
Der Trieb dies Liebeslied,
Daß Lieb dem blinden Triebe
Das Licht ins Herz einübe,
Das ihr im Auge blüht.
Da sah der Trieb verkläret,
Was Liebe ihm gewähret,
Und beide sprachen fromm:
Du hast mich Trost gelehret,
Du hast mir Licht bescheret,
Trieb sei der Lieb willkomm!
Da faßt einmal die Liebe,
Die himmelsklare Liebe
Sich einen frischen Mut
Und ward dem blinden Triebe,
Daß er nicht irrend bliebe,
Ein Blindenführer gut.
Da lernt der Trieb das Lieben,
Da ward die Lieb getrieben,
Bis sehend er, sie blind,
Und beide sind’s geblieben,
Und ich hab es geschrieben,
Lies du und bleib ein Kind!
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