Ïðî÷èòàíèé : 102
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Òâîð÷³ñòü |
Á³îãðàô³ÿ |
Êðèòèêà
Das Mährchen vom Reichthum und der Noth
'S war einmal Bruder und Schwester:
Der Reichthum und die Noth;
Er schwelgte in tausend Genüßen,
Sie hatte kaum trocken Brot.
Die Schwester diente beim Bruder
Viel Hundert Jahre lang;
Ihn rührt es nicht, wenn sie weinte,
Noch wenn sie ihr Leiden besang.
Er fluchte und trat sie mit Füßen;
Er schlug ihr in's sanfte Gesicht;
Sie fiel auf die Erde und flehte:
Hilfst du, o Gott, mir nicht?
Wie wird das Lied wohl enden?
Das ist ein traurig Lied!
Ich will's nicht weiter hören,
Wenn Nichts für die Schwester geschieht!
Das ist das Ende vom Liede,
Vom Reichthum und der Noth:
An einem schönen Morgen
Schlug sie ihren Bruder todt.
Der cosmopolitische Nachtwächter
Wächter! Wächter!! wird er hören?
Ist er nicht mehr in den Gassen?
Hat er uns mit seinem Horne
Und dem scharfen Spieß verlassen?
Jetzt, wo noch die Diebe schleichen,
Hätt' er sich davon gemacht?
Sah' er schon den Tag der Freiheit
Mitten in der trüben Nacht?
Wächter! Wächter!! Sicher schläft er,
Wie's die Wächter alle pflegen;
Weil ich ihn so liebte, weck' ich
Den blasirten Freund, den trägen.
Feuer! Feuer! Wächter helfe!
Stoße wieder in Dein Horn!
Bläst du nicht, so wird man glauben,
Daß Dir zwei gewachsen vorn!
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