Ïðî÷èòàíèé : 134
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Òâîð÷³ñòü |
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Êðèòèêà
Variationen zum Leierkasten
Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin
Vetter Michel rückt die Spille,
Greift sein Weibchen unter's Kinn;
Nimmt das Amtsblatt, streckt die Glieder
Und spricht gähnend: 's ist schon Zehn
Morgen kochst du Klöße wieder;
Laß' uns jetzt zu Bette gehn.
Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Doctor Bos legt ab die Brille,
Denkt des Tages Hochgewinn;
Einer Ode von Horazen
Gab er neuen Commentar;
Froh bringt er, nach den Strapatzen,
Morpheus nun sein Opfer dar.
Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Vor der alten Hauspostille
Sitzt die fromme Kupplerin;
Von Theater-Liebsgeschichtchen
Kehret heim der Intendant;
Drüben ist das Dreierlichtchen
Beim Studenten abgebrannt.
Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Des Ministers letzter Wille
Zeugt von höchst loyalem Sinn:
Hundert Schriften sind verboten,
Sagt das neue Abendblatt;
Auch find't künftighin bei Todten
Nur censirtes Reden Statt.
Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Seine Durchlaucht liest Pasquille
Auf Höchst Ihre Buhlerin;
Dafür macht er null und nichtig,
Was die Stände woll'n und thun;
Denkt noch der Parade flüchtig,
Und geruhet dann zu ruhn.
Guter Mond, du gehst sehr stille
Ueber's stille Deutschland hin!
Zirpen hört man schon die Grille;
Stumm ist jeder Lebenssinn.
Selbst die Orgeltöne rasten,
Weil ihr Herr nicht drehen will,
Und der deutsche Leierkasten
Steht auf ein'ge Stunden still.
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