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Conrad Ferdinand Meyer



 

Conrad Ferdinand Meyer :: Критика

Творчість | Біографія | Критика

Conrad Ferdinand Meyers Welt ist nicht, wie die der meisten anderen Schriftsteller seiner Zeit, die des zeitgenössischen Bürgertums; Schauplatz seiner Texte sind längst vergangene historische Epochen; seine Figuren, oft herausragende Persönlichkeiten von bedeutenden historischen und politischen Dimensionen, haben die Größe und Tragik Shakespearescher Gestalten. Doch Meyers Werk unterscheidet sich ebenso vom zeitgenössischen historischen Professorenroman eines Victor von Scheffel oder eines Felix Dahn, in denen die historische Staffage, das Kostümhafte im Vordergrund steht: "Alles das, was in den anderen historischen Romanen die Hauptsache, mir aber lästig ist", wie es Meyer selbst formuliert. Auch ist Meyers Wahl der historischen Stoffe nicht als Flucht in eine heroische Phantasiewelt zu verstehen. Niemals bleibt bei Meyer die Behandlung des Historischen in der monumentalen Gebärde stecken, denn seine Figuren werden mit äußerst differenzierter psychologischer Sensibilität geschildert. Es ist keine Welt der verklärten Heldentaten, sondern oft eine Welt voller Intrigen und skrupellosem Machtstreben, die ihre Opfer gerade unter den sympathischen, schwachen und friedlichen Menschen fordert. Zwar wird zuweilen eine Verwandtschaft der Meyerschen Schreibweise zum französischen Schriftsteller Stendhal ebenso konstatiert wie zu der zeitgenössischen Historienmalerei eines Feuerbach, Böcklin, Piloty und Makart. Genauso lässt ich aber auch eine gewisse Nähe zu Schopenhauers Lehre vom blind sich erfüllenden Willen oder zu Nietzsches amoralischem Übermenschen empfinden. Wenngleich solche Verwandtschaften zunächst eher ins Auge fallen, so ist doch nicht zu übersehen, dass sich auch Gemeinsamkeiten mit den zeitgenössischen deutschen Schriftstellern des Realismus feststellen lassen: Auch bei Meyer geht es um die zentralen Probleme dieser Epoche, nämlich um das Problem der Wirklichkeit und ihrer adäquaten Darstellung sowie um dem Konflikt zwischen dem Individuum und den gesellschaftlichen Konventionen. Conrad Ferdinand Meyers Werke sind durch einen hintergründigen Humor gekennzeichnet. Als Nebenfiguren kommen in einer Art Rahmenhandlung manchmal prominente Personen vor, etwa der Schwedenkönig (in „Gustav Adolfs Page“), Ludwig XIV (in „Die Leiden eines Knaben“) oder Dante Alighieri (in „Die Hochzeit des Mönchs“). Dabei setzt der Dichter voraus, dass der Leser über die Bedeutung dieser „Nebenpersonen“ informiert ist. Manchmal ergeben sich in dieser Hinsicht aber auch Überraschungen. Rahmenhandlung und Binnenhandlung sind jedenfalls kunstvoll miteinander verschränkt.



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