Ihr Wiesen / Thäler / Büsch' und Felder
Die Ihr der Liebligkeiten voll /
Sagt mir / Ihr Schatten-reichsten Wälder /
Was meiner Schönsten fehlen soll?
Mein' allerschönste Halb-Göttin
Ist meine Lust / mein ander Sinn.
Gleich wie der kühle Tau im Meyen
Die Hügel / Thäler Berg' und Büsch'
Durch seiner Kräffte kan verneuen /
und macht die welcken Rosen frisch;
Also verneut auch meinen Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
Gleich wie die matten Wanders-Leuthe
Erfrischt und stärckt das Reben-Bluth /
Gleich wie dem Kriegesmann die Beuthe
Erfreuet Hertze / Sinn und Muth;
Also erfreut und stärckt den Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
Gleich wie auff dücke fünstre Wälder
Sich freut bey Sommers-Zeit ein Thier /
und wie die bunt-geschmückten Felder
Sich freuen auff der Sonnen Zier:
So freut sich auch auff dich mein Sinn
O allerschönste Halb-Göttin.
Gleich wie an frischen Wasserflüssen
Ein Hirsch sich labet mit Begier /
Die Ihm ein Laabsaal geben müssen /
Wenn Er durch Durst getödtet schier;
So kühlt und labet meinen Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
Mit kurtzen will ich diß beschließen:
Mein Schatz ist mir noch mehr als Tau /
Kan mich noch mehr / als Wein / versüßen /
Sie ist die Beut' / auff die ich schau /
Sie ist mein Schatten meine Sonn;
Mein einig Laabsaal Lust und Wonn.