Ïðî÷èòàíèé : 128
|
Òâîð÷³ñòü |
Á³îãðàô³ÿ |
Êðèòèêà
Das Weinjahr
Rüstet die Kelter, die Kufen und Tonnen,
Denn es verglühet ein seltenes Jahr!
Schon naht der Herbst und es glastet die Sonne
Wie sie geglastet den Sommer entlang!
Hört, im Gebirge, was Zeichen geschehen!
Gletscher, sie ebben wie Meere zurück,
Ihre blaugrünen Gewölbe zerschmelzen,
Grotten und Spalten so tief und so kühl!
Trocken enthüllen sich felsige Gründe,
Die seit Jahrtausenden keiner geschaut,
Und aus der tiefsten und engsten der Klüfte
Leuchten gebleichte Gebeine herauf.
Knochen des riesigen Vorweltsbären
Liegen gebrochen wie sprödes Glas,
Aber dazwischen die Rippen und Röhren
Eines in Waffen verschollenen Manns.
Und die verrostete Panzerschale,
Auch ein zerfressenes spanisches Schwert
Künden den Krieger aus traurigen Tagen
Einer in Leiden zerklüfteten Welt.
Noch mit den sämtlichen Zähnen gezieret
Starren die Kiefer im räumigen Helm,
Gleich einem Spielzeug neben des wilden
Bären gewaltigem Kopfgestell.
Sehet! Unbändig schwellen die Trauben -
Rüstet die Kelter und rüstet den Krug -
Jegliche Beer’ eine sonnige Klause,
Drinnen ein Glutelf brauet die Flut!
Zwei friedlose Gesellen, schlafen
Jene in ewigen Frieden entrückt;
Aber die Wut und das Wähnen und Wagen
Hält noch die duldenden Lüfte erfüllt.
Rüstet die Tonnen! Umfanget den starken
Reisigen Wein mit eisernem Band!
Männer zerbricht er den stämmigen Nacken,
Stürzet sie jählings in Jammer und Qual!
Füllet die Krüge, doch trinket den Frieden,
Trinket das Licht, das dem Himmel entstrahlt!
Bindet die Herzen mit eisernem Willen,
Dass ihr entrinnet dem tödlichen Fall!
|
|