Ïðî÷èòàíèé : 259
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Êðèòèêà
Der Trompeter von Säkkingen 11. Stück
Durch den Schwarzwald zieht ein Summen,
Summen wie von Bienenschwärmen,
Summen wie von nahem Sturmwind.
In dem Wirtshaus sitzen wilde
Bursche, – schallend dröhnt der Faustschlag
Auf den Tisch: »Schafft neuen Wein her!
Jetzo kommen andre Zeiten
Für das Hauensteiner Ländlein.«
– Auf dem Speicher hebt der Bauer
Dielen auf, holt die vergrabne
Radschloßflint’ herfür, die rost’ge,
Holt die lange Hellebarde.
– Von dem Nußbaum sieht’s der Rabe,
Krächzt: »Hab’ lange Zeit gefastet,
Bald gibt’s Fleisch auf meiner Tafel.
Bäuerlein, du sollst mir schmecken!«
Jetzt von allen Bergeshalden
Zieht’s nach Herrischried zum Markt hin,
Dorten ist der Sitz der Einung,
Dort wird Einungstag gehalten.
Aber nicht wie sonst im schwarzen
Sammetwams, im roten Brustlatz,
In der hohen weißen Halskraus’
Kommt der Hauensteiner heute:
Der den Harnisch umgeschnallet,
Jener trägt ein Lederkoller;
In den Lüften weht die Landfahn’
Flatternd, und die Morgensonne
Blitzt auf Spieß und Morgenstern.
Vor der Kirche auf dem Marktplatz
Standen die Gemeindeält’sten,
Einungsmeister und Stabhalter;
»Still, ihr Mannen!« rief der Weibel,
Still ward’s – auf der Kirche Stufen
Trat der Hauensteiner Redmann,
Eine Schriftung in den Händen,
Strich den grauen Bart und sprach:
»Sintemal die böse Kriegszeit
Stadt und Land hat schwer geschädigt
Und die Schuldlast hart vermehrt,
Hat zur Deckung dieser Nöten
Jetzt die gnäd’ge Herrschaft eine
Neue Umlag’ ausgeschrieben,
Jedem Hausstand sieben Gülden
Und den led’gen Mannen zwei.
Nächste Woch’ sie einzutreiben,
Wird der Säckelmeister kommen,
Also schreibt das Waldvogteiamt.«
Schlagt ihn tot, den Säckelmeister!
Gott verdamm’ ihn!« rief’s im Haufen.
»Doch derweil der Krieg uns selber
Sattsam heimgesucht, auch viel’ um
Haus und Hof dabei gekommen,
Und dieweil in unsern Rechten
Es verbrieft steht, daß mit Ausnahm’
Dess’, was Brauch und Herkomm’ heischet,
Steuerfrei das Land verbleibe,
Meinen viel verständ’ge Männer,
Diese Ford’rung sei unbillig,
Und man sollt’ auf unsern alten
Landesrecht’ und Privilegy
Fest beharrn und Nüt bezahlen.«
»Nüt bezahlen!« rief’s im Haufen.
»Darum hab wir euch berufen,
Um der Einung Spruch zu hören.«
Wie am fernen Meer die Brandung
Schallten wild verworrne Stimmen:
»Vorwärts, Fridli! Mund auf! reden
Soll der Bergalinger Fridli,
Der versteht’s, – wir andern alle
Meinen’s so wie er.« Und jetzo
Sprach der Mann, den sie gerufen,
Sprach’s mit schlau gekniffnen Augen,
Sprach’s auf einem Sägklotz stehend:
»Merkt ihr endlich, dumme Bauern,
Wo’s hinaus will? Eure Väter
Gaben einst den kleinen Finger,
Jetzo packt man schon die Hand euch;
Gebt sie nur! in kurzem ziehen
Sie das Fell euch ganz vom Leib!
Wer hat Recht uns zu befehlen?
Frei im Tannwald haust der Bauer,
Über ihm steht nur die Sonne:
Also ist’s in unsern Rodeln,
Ist’s im Einungsbuch zu lesen;
’s steht nichts drin von Zins und Fronden
Und leibeigner Dienstbarkeit.
Doch sie kommt, wenn ihr nicht abwehrt.
Wißt ihr, wer dagegen Schutz gibt?
Könnt’ es drüben bei den Schwyzern
Und im Appenzell erfragen:
Der da!« – und er schwenkte grimmig
Überm Haupt den Morgenstern –
»Und vom Tannbaum pfiff mir jüngst um
Mitternacht ein weißer Vogel:
Alte Zeiten, gute Zeiten,
Freie Bauerschaft im Walde:
So ihr sie mit Spieß und Flinten
Sucht, werd’t ihr sie wiederfinden.
Amen jetzt! Ich hab’ gesprochen.«
Wild Geschrei ertönt’ im Haufen.
»Der Mann sagt’s uns,« sprach ein mancher
Und: »Zum Teufel mit der Herrschaft!
Feuer in die Steuerlisten!
Die Herrn Schreiber sollen sehen,
Ob mit ihren Tintenfässern
Sie das Feu’rlein löschen können!«
Sprach ein andrer: »Waldvogt, Waldvogt!
Hast mit jüngst in Turm geworfen,
Schmale Atzung, Brunnenwasser!
Glaub’, du hast auch Wein im Keller,
Wollen diesen itzt versuchen,
Waldvogt! wollen Rechnung halten!«
Rief ein dritter: »Gut Gewehr, das
Manchen Auerhahn schon birschte,
Freu dich jetzo auf die Hochjagd
Und triff gut, wir schießen balde
Nach dem schwarzen Doppelaar.«
Also summt’ es durch den Haufen,
Und so wie zur Zeit der Seuche
All das gleiche Fieber anpackt,
So rumorte jetzt in aller
Herz ein böser Bauernzorn.
Fruchtlos sprach der vielerfahrne
Balthes dann von Willaringen:
»Wenn der Gaul am Schwanz gezäumt wird,
Kann der Mann nicht auf ihm reiten,
Wenn der Bauer mit Rumoren
Recht verlangt, geht’s hinterfür stets
Und zum Schluß bekommt er Prügel,
Drum heißt’s schon seit langen Zeiten:
Seid der Obrigkeit gehorsam,
Und ich mein’ –« doch unfreiwillig
Schloß sich hier die Friedensmahnung:
»Werft hinaus den alten Balthes!
Gott verdamm’ ihn! Meint es treulos,
Will die Landessach’ verraten!«
Brüllt’ es ringsum, Steine flogen,
Spieße drohten, mühsam deckten
Wenig Freunde ihm den Rückzug.
»Kurz und gut, was braucht’s das Reden?«
Schrie der Bergalinger Fridli,
»Wer der Landschaft alten Rechten
Treu bleibt und dafür ins Feld zieht,
Hebt die Hand auf!« und sie hoben
Hurrarufend rings die Hände.
Waffenklirren, – Fahnenschwenken, –
Kampfgeschrei, – bald schlug die Trommel,
Und desselben Tags noch zog der
Helle Haufen in das Rheintal,
Die Waldstädte zu berennen.
Drauß im Forst, vom Tannenaste,
Sah der Waldgeist Meysenhartus
Höhnisch auf den Bauernheerzug.
Sprach: »Glück auf die Reis’, ihr Herren!
Euch brauch’ ich nicht irr zu führen,
Seid auf einem guten Holzweg!«
Boten reiten, Wächter blasen,
Frauen jammern, Kinder schreien,
Durch das Tal ertönt’ die Sturmglock’.
Bürger rennen durch die Gassen:
»Schließt das Tor, besetzt die Mauer,
Schafft zum Turme die Kartaunen!«
Vom Balkone schaut der Freiherr,
Schaut, wie sich’s im Tannwald regte,
Wie von allen Bergespfaden
Dunkle Massen niederstiegen.
»Träum’ ich oder wach’ ich?« sprach er,
»Hat der Bau’r vergessen, daß vor
Mehr als hundertfünfzig Jahren
Schon solch Spaßen ihm gelegt ward?
Glaub’ wahrhaft, es blitzt vom Wald wie
Pickelhauben und Hallparten.
Gut gedacht, ihr Herrn vom Walde!
Während an der Donau unten
Jetzt dem Türk’ der Kaiseradler
Seine Fäng’ verspüren läßt:
Glaubt ihr, könnt’ man ihm so leichthin
Hier am Rhein ’ne Feder rupfen!
Seht euch vor, daß eure Rechnung
Sich nicht falsch zeig’, und am alten
Freiherrn soll es heut nicht fehlen,
Euch ein Süpplein einzubrocken.«
Sprach’s und ging hinab zur Stube,
Warf sich um den Büffelkoller,
Ward sich um den Reiterpallasch,
Rief dann seine Hausgenossen:
»Setzt die Waffen in Bereitschaft,
Haltet Wache auf den Türmen,
Zieht die Zugbrück’ auf und laßt mir
Keinen ungeladnen Gast ein!
Ihr, Herr Werner, ordnet dann das
Weitre, hütet mir mein Schlößlein
Und mein Teuerstes, die Tochter.
Fürcht dich nicht, lieb’ Margareta,
Mut ziemt dem Soldatenkind.
’s sind nur ein paar schwarze Raben
Von dem Wald herabgeflogen,
Möchten an der Waldstadt Mauer
Sich das Hirn etwas erschüttern.
B’hüt euch Gott! ich selber geh’ auf
Meinen Posten itzt, aufs Rathaus.«
Weinend in des Freiherrn Arme
Warf sich Margareta, dieser
Küßt’ sie freundlich auf die Stirne,
Schüttelt’ Werner dann die Rechte,
Schritt hinunter drauf zum Markt.
Klagend zogen aus dem Stifte
Dort die Damen nach dem Münster:
»Sei uns gnädig, Fridoline!«
Vor der Haustür stand der Knopfwirt,
Sprach: »Ist’s Zeit schon, gnäd’ger Herre,
Daß man Gold und Silber in des
Kellers tiefste Tiefen gräbt?«
Sprach der Freiherr: »Schämt der Frag’ Euch!
Zeit ist’s nur, daß Ihr vom Nagel
Eure Wehr nehmt und zum Tor geht.
Vorwärts, alter Karpfenfischer!«
In dem Rathaussaal berieten
Bürgermeister sich und Stadtrat;
Mancher von den weisen Vätern
Macht’ ein bang Gesicht, als wär’ der
Jüngste Tag hereingebrochen;
Manchem fielen seine Sünden
Zentnerschwer aufs Herz, er seufzte:
»Schütz’ uns Gott vor dieser Landplag’,
Und ich will zeitlebens nie mehr
Geld auf hohe Zinsen leihen,
Waisengut unrecht verwalten,
Sand in das Gewürze tun.«
Einer hatt’ auch schon beantragt:
»Schickt dem Bauer Fleisch und Weines
Eine Lief’rung vor das Tor und
Ein paar Dutzend Golddublonen,
Daß er seines Weges zieht,
Die in Waldshut mögen sehen,
Wie sie fertig mit ihm werden.«
Zu dem Stadtrat trat der Freiherr:
»Nun, ihr Herrn! glaub’ schier, ihr hängt die
Köpfe – rüstig an die Arbeit!
Als der Schwed’ vor euern Mauern
Lag, sah’s ernst aus; heut ist’s nur ein
Fastnachtspiel; – ihr habt ja sonst euch
An der Musica ergötzet
Und versteht euch auf den Brummbaß.
Frisch, ihr Herren vom Orchester!
Laßt eins spielen, – die vorm Tore
Werden schleunigst heimwärts tanzen,
Eh’ ein kaiserlich Kommando
Ihnen die Finale bläst.«
Sprach’s. In Zeiten der Verwirrung
Wirkt am rechten Platz ein kräftig
Wort oft Wunder. Viele richten
An des andern Mut sich selbst auf,
Und an einem festen Willen
Kräft’gen Hunderte den ihren.
Nach des Freiherrn grauem Schnurrbart
Schaute herzgestärkt der Stadtrat:
»Ja, das ist auch unsre Meinung;
Woll’n das Städtlein tapfer halten,
Kommandieren soll der Freiherr!
Der versteht’s; – das Donnerwetter
Schlag’ in die verfluchten Bauern!«
Durch die Straßen tönt’ Alarmruf.
Zu dem Stadttor, wo der schmale
Erdwall nach dem Festland führt,
Schritt bewehrt die junge Mannschaft.
Auf der Bastion stand grimmig
Fludribus, der Freskomaler,
Der hatt’ ein paar junge Bursche
Dort gesammelt, und sie schleppten
Eine alte Wallkanone
Aufwärts, –– lächelnd sah’s der Freiherr,
Aber Fludribus sprach würdig:
»Wen die Kunst geweiht, den ziert ein
Schatz universaler Bildung,
Gebt ihm Raum, als Staatsmann wie als
Feldherr wird er üb’rall groß sein.
Scharfen Blicks hab’ die Gefahr ich
Hier erkannt, doch wie Cellini
Von der Engelsburg zu Rom einst
Frankreichs Connetabel totschoß:
So – auf leider schlechtre Feinde –
Kanoniert hier Fludribus!«
»Bringt sie nur nicht all ums Leben!«
Sprach der Freiherr – »und verschafft euch
Vorher Pulver und auch Kugeln.
Das Geschütz, das ihr hier schleppt, wird
Schwerlich sich von selber laden!«
Drauß, zum Rheinesufer, kam der
Bauern Schar jetzt; knurrend schauten
Sie des Städtleins hohe Mauern,
Sie das wohlverschlossne Tor.
»Füchslein sitzt in seinem Loche,
Füchslein hat den Bau verrammelt,
Bauer wird das Füchslein graben.«
Rief der Bergalinger Fridli:
»Vorwärts, will den Weg euch zeigen!«
Trommelwirbel schlug zum Sturme,
Schwere Hackenbüchsen krachten;
Durch den Pulverdampf, wild jauchzend,
Rannt’ ein Trupp itzt gegen ’s Tor hin.
In der Mauer Böschung hatt’ der
Freiherr rings des Städtleins Schützen
Wohl verteilt, und schweigend sah er
Auf des wilden Haufens Anprall.
Schad’ ist’s, dacht er, für die gute
Kraft, die unnütz hier verendet!
’s ließ aus diesen Lümmeln sich ein
Trefflich Regiment formieren.
»Feuer jetzt!« schallt sein Kommando.
In die Stürmer flog ein scharfer
Gutgezielter Kugelgruß, sie
Stäubten fliehend auseinander
Wie die Krähn, wenn des verborgnen
Jägers Blei in ihren Schwarm schlägt.
Aber mancher lag auf kühlem
Grund; beim Apfelbaum am Ufer
Sprach mit matter Stimme einer
Zu dem fliehenden Gefährten:
»Grüß mir meine alte Mutter,
Grüß auch die Verena Frommherz,
Sag, sie könn’ getrost vom langen
Uickerhans den Trauring nehmen,
Denn der Seppli färbt mit seinem
Herzblut itzt den weißen Rheinsand!«
Während so am Tor scharmützt ward,
Spähten andre, ob das Städtlein
Sich vom Rücken packen ließe.
Unterhalb am Rheine stand ein
Lachsfang, große Fischerkähne
Lagen bei der Bretterhütte.
Dorthin kam ein andrer Haufen.
Ein verwegner Bursch von Karsau
Führte sie, er kannte an dem
Rheine jeden Schlich, und manchen
Fisch aus fremden Netzen hatt’ er
Nächtlich dort sich schon geholt.
In drei wohlbemannten Nachen
Fuhren diese dort stromaufwärts.
Weidenbäume, dicht Gestrüppe
Und des Rheins gekrümmte Strömung
Deckten sie vor fremdem Blick.
Wo des Freiherrnschlosses hoher
Garten auf gewölbter Mauer
Nach dem Rhein ragt, hielten sie die
Kähne an; leicht war die Landung.
Auf dem Dach des Gartenhäusleins,
Drin einst Fludribus gemalet,
Saß der Kater Hiddigeigei.
Mit Befremden sah der Biedre
In der Tiefe Spieße funkeln,
Sah, wie einer, mit den Zähnen
Seinen blanken Säbel haltend,
An der Mauer sich emporschwang,
Wie ein zweiter folgt und dritter.
Brummend sprach drauf Hiddigeigei:
»’s wär’ zwar billig, daß ein weiser
Kater zu der Menschen dummen
Streichen sich neutral verhielte,
Doch ich hasse diese Bauern,
Hasse den Geruch des Kuhstalle,
Dessen Sieg der europä’schen
Bildung feine Atmosphäre
Gänzlich ruinieren würde.
Seht euch vor, ihr Herren! seit am
Capitolium der Gänse
Warnruf in den Galliersturm klang,
Nimmt das Tiervolk seinen ernsten
Anteil an der Weltgeschichte.«
Zornig richtet’ er empor sich,
Zornig krümmt’ er seinen Buckel
Und erhob ein grauenhaftes
Ohrzerreißendes Miauen.
An dem Erkerturm vernahm den
Zeterschrei der treue Anton,
Und er schaute unwillkürlich
Nach der Richtung: »Heil’ger Himmel,
Feind’ im Garten!« – sein Signalschuß
Rief des Schlosses andre Hüter.
Werner kam, mit Blitzesschnelle
Ordnet er die wen’gen Mannen;
»Hierher du – dort du – und feuert
Nicht zu früh!« hoch wogt das Herz ihm:
»Hei, mein Degen, halt’ dich brav!«
Untief war ums Schloß der Graben,
Schier vertrocknet, aus dem Schilf jetzt
Wuchs es auf wie Spieß und Schwerter.
Trotzige Gestalten klettern
Am verwitterten Gestein auf,
Büchsen knattern, Bolzen zischen,
Axthieb dröhnt an alte Pforte,
Angriff rings, Getös und Schlachtschrei:
»Herrenschloß, bald bist du unser!«
Zwischendurch manch dumpfer Fall in
Wassergraben, – blut’ge Wellen.
Hell am Tor klingt Werners Stimme:
»Brav so, Anton! – jetzt aufs Korn nimm
Links den Burschen dort, den schwarzen,
Diesen rechts besorg’ ich selbst.
Fest und drauf! – schon weicht der Haufe!«
Abgeschlagen war der erste
Angriff, blut’gen Kopfes zogen
Sich die Stürmer rückwärts in den
Schutz der mächtigen Kastanien.
Höhnisch schallt’s zum Schloß hinauf:
»Schlechte Ritter, schlechte Knechte,
Sitzen hinter festen Mauern,
Kommt zum ehrlichen Gefechte,
Wenn ihr Mut habt!« – »Tod und Teufel!
Zugbrück’ nieder!« herrschte Werner.
»Fällt die Wehre! Vorwärts! – Höhnen?!
In den Rhein jetzt mit den Hunden!«
Nieder rasselte die Zugbrück’.
Allen vorwärts stürmte Werner
In den Haufen, überrannt’ den
Burschen, der den Weg gewiesen:
»Wenn der Degen stumpf ist, Schurke,
Kommt’s an dich, – dein harrt die Faust nur.«
Aus den Feinden tragt ein starker
Kriegsmann, trotzig schaut’ das Auge
Aus verwettertem Gesicht vor.
’s war ein alter Wallensteiner,
Den der Spaß an Kriegshantierung
In der Bauern Reihen führte.
»Hier ist Stahl zu beißen, Alter!«
Rief jung Werner, seine Klinge
Sauste schneidig durch die Lüfte,
Doch des Kriegsmanns Hellebarde
Fing den Hieb: »Nicht übel, Bürschlein!
Hier die Antwort!« – blutig träuften
Werners Locken; auf der Stirne
Klafft der Streich der Hellebarde,
Doch der sie geschwungen, führte
Keinen zweiten, tief im Halse,
Wo der Harnisch ihn nicht deckte,
Saß jung Werners Stahl; – er wankte
Noch drei Schritte – niedersank der
Arm ihm: »Teufel, schür dein Feuer,
Hast mich bald!« Tot lag der Alte.
Werner, schirm dein junges Leben!
Tobend stürzte sich der Bauern
Haufen auf die wen’gen Männer;
An Kastanienstamm gelehnet,
Matt noch mit dem Schwert sich deckend,
Stand jung Werner, – um ihn hielten
Treu die Diener Widerpart.
Gnad’ dir Gott! die Wunde brennet,
Aus der Faust entfällt der Degen,
Auf’ umflort sich – nach der blut’gen
Brust schon zuckt der Feindesstahl.
Da – noch mag sich alles wenden,
Fernher tönt, wie zur Attacke
Ein Trompetenstoß vom Schlosse,
Dann ein Schuß – der stürzt – jetzt eine
Salve. – »Drauf!« so kommandiert der
Freiherr, und in wildem Flüchten
Stäubt zum Rhein der Bauernschwarm.
Freu dich, Werner – Freunde nahen,
Und mit ihnen Margareta!
Als der Kampf im Garten tobte,
Stieg sie auf zum Schloßbalkone,
Und sie blies – unwissend selber,
Was sie wollte, – blies, als Notschrei
Angstgepreßter Seele, jenes
Schlachtsignal der Kaiserlichen,
Das sie tändelnd unter Scherzen
In der Laube einst gelernt.
Es vernahm’s des Freiherrn Mannschaft,
Die vom Strauß am Tor zurückkam,
Und den Schritt beflügelnd bei der
Jungfrau Kampfruf, drangen jetzo
Zum Entsatz sie in den Garten.
Frauenherz, du weiches, zages,
Wer hat also dich gestählt?
»Gott, er lebt!« sie neigte mild sich
Zu ihm nieder, der auf grünem
Gras lag im Kastanienschatten,
Strich die blonden, blut’gen Locken
Von der Stirn: »Hast brav gefochten!«
Matt noch hob sich Werners Auge,
Ist’s ein Traumbild, was er schauet?
Schloß sich dann; – auf zwei Gewehren
Trug man ihn zum Herrenhaus.
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