Ïðî÷èòàíèé : 216
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Òâîð÷³ñòü |
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Êðèòèêà
Der Trompeter von Säkkingen 7. Stück
Blauer Himmel, warmer Sonnenschein,
Bienensummen, Lerchenjubel,
Spiegelklar des Rheines Flut.
Von den Bergen flieht der Schnee weg,
In dem Tale blüht der Obstbaum,
Mai zog übers Land herein.
Vor dem Schloßtor lag im Sande
Faul behaglich Hiddigeigei,
Sorgend, daß die Maiensonn’ ihm
Süß erwärmend auf den Pelz schien.
Durch den Garten schritt der Freiherr
Mit der Tochter, wohlgefällig
Schaut er auf die jungen Knospen,
Sprach: »Und wenn auch hundert Jahr’ ich
Noch zu leben hätt’, ich würd’ mich
Stets von neuem doch erquicken
An dem Mai und seinen Wundern.
Zwar ich halt’ nichts von dem Maitau,
Dran das Frauenzimmervolk sich
Wange netzt und Stirn und Mündlein,
Hab’ auch keine noch gesehen,
Die drob schöner ward als ehdem;
Glaub’ auch nicht an Hexenschwarzkunst,
An die Nacht Walpurgis und die
Besenreitenden Schwadronen.
Aber dennoch steckt ein eigner
Zauber in dem jungen Mai.
Meine mürben Knochen haben
Bei den Stürmen des Aprilis
Schwer das Zipperlein verspürt.
Jetzo ist’s wie weggeblasen,
Und ich fühl’ so was von alter
Kraft noch, schier als wär’ ich wieder
Ein bartloser, schmucker Fähnrich,
So wie damals, als im Feld von
Nördlingen und mit den blauen
Schwedenreitern mich herumhieb.
Glaub’ ’s wird gut sein, wenn wir heute
Festtag machen, steht er gleich nicht
Im Kalender, rot geschrieben.
Auf und fort! Im Tannwald draußen
Will ich würz’ge Mailuft atmen,
Und das junge Volk mag schauen,
Ob im See ein Fischzug Glück bringt.
Heut erfreu’ ich mich der Kurzweil;
Anton, laß die Rosse satteln!«
Sprach’s und nach dem Wort geschah es.
In dem Hof, des Ritts gewärtig,
Scharrten wiehernd bald die Rosse.
Freudig rüsteten zum Auszug
Sich des Städtleins junge Leute,
Fischfangkundig, von dem Rheine
Holten sie das große Netz her.
– Es entbot der treue Anton
Von des Freiherrn Freunden manchen,
Sagt’s auch drüben an im Stifte
Der Abtissin und den Damen,
Und uneingeladen stellte
Sich noch manch ein weitrer Mann ein.
Als der Wirt vom güldnen Knopfe
Kund’ erhielt, sprach er zur Gattin:
Deiner Sorge anvertrau’ ich
Jetzt die Wirtschaft und den Hausstand,
Leg’ in deine Hand des Kellers
Und der Vorratkammer Schlüssel,
Doch ich selber geh’ zum Fischfang.«
Sprach’s entschleichend, – niemals fehlt er,
Wenn’s zur Jagd ging und zum Fischen.
Kräftig auf dem falben Rappen
Saß der Freiherr, festgegossen
Wie ein ehern Reiterstandbild.
Ihm zur Seit’ auf weißem Zelter
Ritt die schöne Margareta.
Zierlich schmiegte um den schlanken
Leib des Reitkleids Faltenwurf sich,
Zierlich von dem samtnen Hute
Wallt’ der blaue Schleier nieder.
Keck und sicher lenkte sie ihr
Rößlein, dieses freut sich selber
Seiner leicht anmut’gen Bürde.
Sorgsam folgt’ der treue Anton
Seiner Herrin, auch jung Werner
Trabte fröhlich mit, doch ritt er
Nicht in Margaretas Nähe.
Weiter rückwärts fuhr bedächtig
Der Frau Fürstabtissin schwere
Uraltmodische Karosse;
Drin drei Damen aus dem Stifte,
Ebenfalls ehrwürd’gen Alters.
Sie geleitete jung Werner.
Biel verbindlich feine Worte
Sagte er den alten Fräulein,
Riß auch im Vorüberreiten
Einen Blütenzweig vom Baum und
Reicht’ ihn artig in den Wagen,
So daß leise flüsternd wohl die
Eine zu der andern sagte:
»Schad’, daß er kein Kavalier ist!«
Steil bergauf zog sich die Straße,
Und des Tannwalds schattig Dunkel
Nahm den Zug jetzt auf, doch balde
Glänzte durch die schwarzen Stämme
Silbern hell die Flut des Bergsees;
Und schon schallt’ ein frohes Jauchzen
Aufwärts, denn auf näherm Fußsteig
War die junge Schar vom Städtlein
Schon am Ufer angelangt.
Auf der Höhe, wo die Straße
Sich nach andrer Richtung wandte,
Hielten Reiter dann und Wagen.
Pferde und Karosse blieben
In der Diener Obhut dort.
Rüstig durch den Waldesabhang
Schritt der Freiherr in die Tiefe;
Rüstig folgten ihm die Damen;
Von samtweichem Moose war der
Boden ringsum übersponnen,
Und es war kein fährlich Klettern.
Wo mit sonnig weitem Rücken
Nach dem See ein Hügel vorsprang,
Lagen Felsensitze, dorten
Ließ der alte Herr sich nieder,
Ließen nieder sich die Damen.* * *Grüner Bergsee, Tannendunkel,
Seid viel tausendmal gegrüßet.
Ich auch, der in späten Tagen
Dieses Lied sing’, freu’ mich eurer,
Und ihr habt mich oft erquicket,
Wenn entfliehend aus des Städtleins
Kleinem Kram und kleinem Markte
Mich der Schritt zu euch hinaustrug.
Oftmals saß ich auf dem Steinblock,
Den der Tanne wilde Wurzel
Fest umklammert, zu den Füßen
Wogt der See in leiser Strömung;
Waldesschatten deckt die Ufer,
Doch inmitten tanzen flimmernd
Auf und ab die Sonnenstrahlen.
Heil’ge, große Stille ringsum,
Nur der Waldspecht pickte einsam
Hämmernd an die Tannenrinden;
Durch das Moos und dürre Blätter
Raschelte die grüne Eidechs,
Und sie hob das kluge Äuglein
Fragend nach dem fremden Träumer.
Ja, ich hab’ auch dort geträumet.
Oft noch, wenn die Nacht herabstieg,
Saß ich dort, es zog ein Rauschen
Durch den Schilf, die Wasserlilien
Hört’ ich leis zusammenflüstern,
Und es tauchten aus dem Grund die
Seejungfrau’n, das blasse schöne
Antlitz glänzt’ im Mondenschein.
Herzerschütternd, sinnverwirrend
Schwebte auf der Flut ihr Reigen,
Und sie winkten mir herüber;
Doch der Tannbaum hielt und warnt’ mich:
Festgeblieben auf dem Erdreich!
Hast im Wasser nichts zu suchen!«
Grüner Bergsee, Tannendunkel,
Schier wehmütig denk’ ich eurer.
Bin seitdem, ein flücht’ger Wandrer,
Über manchen Berg gestiegen
Und durch manches Land marschiert,
Sah des Meeres endlos Fluten,
Hörte die Sirenen singen,
Doch noch oft durch die Erinn’rung
Zieht ein Rauschen, wie vom Bergsee,
Wie von Tannenwipfeln, wie von
Heimat –Liebe – Jugendtraum.* * *Jetzo war ein lautes Treiben,
Rennen, Rufen, Lachen, Scherzen
Unten an dem Seegestad’.
Wie ein Feldherr stand der schlaue
Fischfangkund’ge Wirt zum Knopfe
In der Schar der jungen Männer.
Und nach rechts und links erteilt’ er
Seine Weisung, daß gedeihlich
Sie den Fischfang nun begännen.
Hinter Felsen lag ein Kahn im
Schilfe, zugedeckt mit Reisig
Und mit Ketten angeschlossen,
Daß ihn nicht ein unberufner
Wilddieb lös’ und mitternächtig
Fischend drauf den See befahre.
Den nun zogen sie herfür aus
Sicherem Versteck zum Ufer,
Trugen drein das schwere Netz dann.
Maschenreich und gut gestrickt von
Rauhem Garn war’s – Bleigewichte
Hingen mannigfach dazwischen.
Prüften drauf den Kahn, ob nirgends
Leck er sein mög: der erfand sich
Etwas morsch zwar, doch seetüchtig.
Ihn bestieg nun mit fünf andern
Wohlgemut der biedre Knopfwirt,
Gab das eine End’ des großen
Netzes denen an dem Ufer,
Daß sie’s fest und sorgsam hielten,
Und sie stießen nun vom Land ab,
Kräftig rudernd, weit im Halbkreis
Senkten sie das Netz zum Grund.
Fuhren langsam dann zurücke,
Nach sich schleppend stets des Netzes
Schwere Masse, daß ohn’ Ausweg
Sich die Fische drein verfingen;
Sprangen ans Gestade dann und
Zogen zu sich her die Garne,
Bis sie denen an dem Ufer
Nahe waren, dann mit starkem
Ruck an beiden Enden hoben
Das Genetz sie aus den Fluten,
Reicher Beute schon gewärtig.
Aber in sich selbst verwickelt
Hob sich’s langsam, hob sich und war
Leer, – ein ungeschickter Rud’rer
Hatt’ am Sinken es verhindert,
Lachend war der Seebewohner
Diesmal der Gefahr entronnen.
Scharfen Blickes spürt der Knopfwirt
Rings in allen Maschen, – ringsum
Troff ihm Wasser nur entgegen,
Doch kein Fischlein wollt’ sich zeigen;
Nur ein namhaft alter Stiefel
Und ’ne plattgedrückte Kröte.
Diese sah mit sonderbaren
Augen auf den sonnbeglänzten
Tannenwald und auf die Menschen.
Und sie dacht’: Es ist doch wahrhaft
Unbegreiflich, wie bei solcher
Sonn’ und unter solchem Himmel
Man des Lebens sich erfreu’n mag.
’s scheint, daß die hier oben keine
Ahnung haben von dem Sumpf und
Seiner Pracht; o säß ich wieder
Im elementaren Grundschlamm!
Die am Ufer hoben nun ein
Unauslöschliches Gelächter
Ob des ersten Fischzugs Segen.
Doch im Zorn entbrannt’ der Knopfwirt,
In das Lachen tönt’ sein Scheltwort:
»Dumme Jungen – Pfuscher – Strohköpf’!«
Und mit grimmem Fußtritt schleudert’
Er die Beute fort, es flog der
Stiefel und die Kröt’ einträchtig
Nach der Flut, der sie entstiegen.
Hellaufplätschernd klang ihr Fall dort.
Nun zum andernmal versuchten
Die Getäuschten ihren Glücksstern,
Lösten die verschlung’nen Maschen,
Warfen dann das Netz vorsichtig
In den Grund und hoben’s sorgsam.
Manchen kräft’gen Ruck und Armdruck
Braucht’ es jetzo, es zu heben.
Helles Hurra! und Halloruf
Grüßte den gelung’nen Fischzug.
Von dem Hügel stieg der Freiherr
Zu den Fischern, und neugierig
Wollten’s auch die Damen schauen.
Über Fels und Strauchwerk suchten
Einen Pfad sie nach dem Ufer.
Margareta auch, trotz ihres
Langen Reitkleids, stieg hernieder.
Sie ersah jung Werner; zagend
Wagt’ er’s, ihr den Arm zu bieten,
Und beklemmt schier ward’s zu Sinn ihm.
So mocht’ einst Sir Walter Raleigh’s
Herze klopfen, wie als Teppich
Er der königlichen Herrin
Seinen Mantel legt zu Füßen.
Freundlich dankend aber stützte
Margareta auf jung Werners
Arm sich; drauß im grünen Walde
Schwindet manch unnütz Bedenken,
Was den Zeremonienmeistern
Anderwärts viel Sorg’ verursacht,
Und der Pfad war wirklich schwierig,
Und kein andrer Arm war nah.
An dem See erschauten heiter
Sie des Fischzugs Beute, zappelnd
Schlüpften in des Netzes Maschen
Die Gefang’nen, mancher suchte
Schnalzend sich daraus zu lösen,
Doch er fiel in Sand des Ufers,
Und vergeblich war die Flucht ihm.
Die sich in dem Grund einst bitter
Haßten, lagen itzt von gleicher
Haft umfangen beieinand:
Glatte, schlangengleiche Aale,
Wohlgenährt’ breitnas’ge Karpfen
Und der Seekorsar, der schmale
Hecht mit den gefräß’gen Zähnen.
Wie im Krieg unschuldig manch ein
Bäuerlein wird totgeschossen,
Traf des Fischzugs bös Verhängnis
Hier manch andern See-Kumpan:
Junge Barben, plumpe Grundeln,
Dünne grundsatzlose Weißfisch’;
Und schwerfällig kroch der braune
Seekrebs durch das Fischgewimmel,
Brummte traurig durch die Zähne:
»Mitgefangen, mitgehangen!«
Wohlzufrieden sprach der Freiherr:
»Nach der Arbeit ziemt Erholung.
Und mir scheint, die frische Beute
Wird am besten hier im frischen
Wald euch schmecken – laßt uns hier ein
Ländlich einfach Mahl bereiten.«
Sprach’s; sein Wort gefiel den andern,
Und der Wirt zum güld’nen Knopfe
Sandte zwei schnellfüß’ge Bursche
Nach dem Städtlein mit der Weisung:
»Bringt der größten Pfannen zweie,
Bringt mir gelber Butter Vorrat,
Bringt mir Salz und Brot die Fülle
Und ’nen Schlegel alten Weins,
Bringt Zitronen auch und Zucker,
Ahnung sagt mir: eh’ die Sonne
Sinkt, wird Maiwein hier getrunken.«
Sie enteilten, – bei den Felsen,
Wo vor Wind die Tanne schützte,
Richteten den Herd die einen,
Schleppten dürre Zweig’ und Reisig,
Moos und Ginster auch zusammen;
Andre rüsteten die Fische
Zu dem Schmause, doch die Damen
Sammelten viel duft’ge Pflanzen:
Brachen Gundelreb’ und Erdbeer’,
Brachen den weißaufgeblühten
Maiweinwürzenden Waldmeister.
Dieser freute sich der zarten
Hände, die ihn brachen, sagte:
»Schön war’s, hier im dunkeln Tannwald
Zwischen Felsen still zu blühen,
Aber schöner noch, im Mai zu
Sterben, mit dem letzten Hauche
Freudbedürft’gen Menschenkindern
Ihren Maiwein mild durchwürzend.
Andrer Tod ist nur Verwesung,
Doch Waldmeister stirbt so wie der
Morgentau im Blütenkelche,
Süß verduftend, sonder Klage.«
Aus dem Städtlein kamen hurtig
Zu dem See zurück die Boten,
Vorrat bringend, wie befohlen.
Und in kurzem prasselt’ lustig
Auf dem Felsenherd das Feuer;
In den Pfannen briet, was noch vor
Wenig Stunden froh im See schwamm.
Einen mächt’gen Hecht, als erstes
Kunstprodukt der Waldesküche,
Bracht’ der Knopfwirt nun den Damen,
Und ein feierliches Schweigen
Kündet’ ringsum bald, daß alles
Ernst der Fischvertilgung oblag.
Nur verwirrte Laute, wie von
Grätbenagen, Krebsscheerknicken,
Zogen durch des Waldes Stille.
Oben ward indes ein köstlich
Feiner Maiwein zubereitet.
In gewalt’ger Schüssel hatt’ ihn
Margareta sachverständig
Angesetzt, und lind und würzig,
Wie der junge Maien selber,
War der Trank; sie schöpft’ ihn freundlich
In die Gläser und kredenzt’ ihn.
Keiner ging leer aus, und lustig
Zechend saß die Schar beim Feuer.
Dort auch streckt der Stadtschulmeister
Sich im Gras. Der Schul’ entrinnend
War auch er zum See geschlichen,
Und er trug ein süß Geheimnis
In dem Herzen, denn er hatte
Mühsam heut ein Lied verfaßt.
Maiwein, Maiwein, Zaubertränklein!
Plötzlich glühten seine Wangen,
Und sein Auge flammte leuchtend.
Auf den Felsblock sprang er mutig
Und sprach: »Aufgepaßt, ich sing’ eins.«
Lachend hörten ihn die andern,
Und jung Werner trat herzu, er
Stimmte die Trompete leis und
Blies ein präludierend Stücklein.
Dann erhob der Mann am Felsblock
Seine Stimm’ und sang mit Andacht,
Ihn begleitete jung Werner
Hell und fröhlich, ich der Chorus
Sang den Rundreim, – hell und fröhlich
Klang im Tannenwald das
Mailied.»Es kommt ein wundersamer Knab’
Itzt durch die Welt gegangen,
Und wieder er geht, bergauf, bergab,
Hebt sich ein Glast und Prangen.
In frischem Grün steht Feld und Tal,
Die Vöglein singen allzumal,
Ein Blütenschnee und Regen
Fällt nieder allerwegen.
Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei- und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
Als Gruß dem jungen Maien.«
»Den Mai ergötzt Gebrumm und Summ,
Ist immer guter Laune,
Drum schwirren durch den Tann herum
Die Maienkäfer braune.
Und aus dem Moos wächst schnell herfür
Der Frühlingsblumen schönste Zier,
Die weißen Glocken läuten
Den Maien ein mit Freuden.
Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei- und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
Als Gruß dem jungen Maien.«
»Jetzunder denkt, wer immer kann,
Auf Kurzweil, Scherz und Minne;
Manch einem grauen Biedermann
Wird’s wieder jung zu Sinne.
Er ruft hinüber übern Rhein:
›Herzliebster Schatz, o laß mich ein!‹
Und hüben tönt’s und drüben:
›Im Mai da ist gut lieben!‹
Drum singen wir im Wald dies Lied
Mit Hei- und Tralaleyen,
Wir singen’s, weil es sprießt und blüht,
Als Gruß dem jungen Maien.«
Beifallruf und Händeklatschen
Schallt’ zum Schlusse, – auch den Damen
Schien’s nicht mißbehagt zu haben,
Und es war, als wenn im Rundreim
Zarte Frauenzimmerstimmen
Durch den Chor geklungen hätten.
Margareta flocht im Scherz aus
Haselzweigen, Stechpalmblättern,
Veilchen und Ranunkelblüten
Einen Strauß, und schalkhaft sprach sie:
»Dem Verdienste diesen Kranz hier!
Zweifelnd doch, wem ich ihn reiche,
Steh’ ich: Dem, der uns das Lied sang,
Oder dem, der es trompetend
Fein akkompagnieret hat?«
Sprach der Freiherr: »Diesen Zweifel
Lös’ ich mit gerechtem Schiedsspruch.
Stets gebührt der erste Preis dem
Dichter, doch was ist ein Kränzlein?
Was ist selbst die Lorbeerkrone?
Ich halt’s mit den alten Griechen,
Die dem Sänger einst das fett’ste
Stück vom Opfertier, den Ziemer
Und den Bug, zum Lohn verehrten;
Und ich weiß, des Herrn Schulmeisters
Küch’ ist nicht so reich bestellet,
Daß er dem entgegen wäre.
Drum vom Rest des heut’gen Fischfangs
Sei der größte Hecht, der größte
Karpfen ihm jetzt zugewiesen.
Doch mein junger Herr Trompeter
Ist ein Mann von minder prakt’scher
Denkart, – diesem könnt meinthalben
Ihr das Ehrenkränzlein spenden,
Denn er hat nicht schlecht geblasen.«
Schmunzelnd rieb des Mailieds Sänger
Sich die Händ’, er pries den Maien,
Und prophetisch hört’ er schon die
Fisch in seiner Pfanne prasseln.
Doch jung Werner naht’ dem Fräulein
Schüchtern sich, und schüchtern beugte
Er das Knie, nicht wagt’ er’s, in das
Blaue Aug’ hinaufzuschaun.
Margareta aber huldvoll
Setzt’ aufs blonde Haupt den Kranz ihm,
Und mit geisterhaftem Lichtglanz
Flammte auf die Gruppe jetzt ein
Greller Feuerschein hernieder.
Von des Herdes Gluten wollt’ die
Alte Tann’ in Brand geraten.
Leckend züngelten die Flammen
Durch die harzgetränkten Äste,
Und die Funken flogen knisternd
Wild empor zum Abendhimmel.
Margareta, Margareta?
War’s ein Feuerwerk das artig
Und galant der Wald abbrannte,
Oder war’s die Liebe, die mit
Heller Fackel durch den Wald schritt?
Doch der Brand war bald gelöschet,
Und der Freiherr kommandierte
Jetzt den Rückzug, fröhlich zogen
Fischer, Reiter, Edeldamen
Heimwärts in der Abenddämm’rung.
Leis verglimmend flog der letzte
Funke aus den Tannenzweigen
Und versank im dunkeln Bergsee.
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