Ïðî÷èòàíèé : 171
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Êðèòèêà
Waldeinsamkeit. IV. Das alte Waldschloß.
Verstrüppt und wild ein ander Bild,
Von Laubstreu ganz überschüttet,
Von Schichte zu Schichte versinkt drin der Fuß,
Kein Echo meldet die Tritte.
Unheimlich verödet und regungslos
Hält schwüle Siesta das Reichsgrafenschloß,
Nur das blitzende Licht bringt Bewegung.
Die Fenster grillirt
Mit gebauchtem, geschnörkeltem Eisengestäb,
Das vergoldet einst war,
Ein Rokokoschemen der Großväterzeit,
Senkt der Bau mit der hohen Estrade
Zum Waldesdunkel
Die einst moderne Façade.
Das war eine höfische Gartenkunst einst
Von Taxus und Buchs, mit der Scheere normirt,
Von Buschpyramiden und Tulpenflor,
Von Muschelgrotten und Sphinxen.
Noch gibt verwittert Kunde davon
Ein Säulentorso, wohl kannelirt,
Und im Brombeergesträuch hebt mit plastischem Schwung
Den Marmorleib
Und die schwellende Brust mit dem zierlichen Arm
Die letzte vom schönen Najadenschwarm.
Des Mittags Hitze liegt brütend und schwül
Ob dem öden Parke, kein Lüftlein weht kühl,
Und schläfrig schaut und verdrossen drein,
Als gähn' es im Traum, das alte Gestein,
»Mon Halali« einst vom Gebieter benannt.
Es denkt anders denn wir und hat Kummer und Leid
Vom geräuschlosen Walten der Einsamkeit;
Das Gähnen bedeutet die Langeweil'
Des Vergessenseins.
Und ich kenne den Traum und ich deut' ihn:
Es träumt vom Fest des Hubertustags,
Wenn die kurze Messe der Jäger zu End,
Und der Hof sich füllte mit Rossen und Herrn,
Mit Jagdkavalieren im Dreieckchapeau
Und Damen im Reifrock von Seidenbrocat,
Mit Schönheitspflästerlein schwarz von Tafft,
Mit Schminke geschmückt und mit Puder.
Geschäftig umher der gewaltige Schwarm
Von Büchsenspannern, Leibjägern, Piqueurs,
Heiducken und Läufern, Hornisten zu Pferd,
Und die kläffende Meute der Rüden am Seil
Der Valet des chiens und der Hofmohr.
Da harrten sie alle des hohen Moments,
Wenn seine Erlaucht der Schloßherr erschien
Und aufs Roß sich zu schwingen geruhte,
Wenn der Jägermeister trat meldend heran:
»Der Hirsch ist lancirt,
Dort sprengt er im Busch nach den Feldern!«
Dann Hussa! halloh! laut scholl das Gebell
In der Huftritte Schlag und der Pferde Gewieh'r,
Fort tobte die welsche Parforcejagd,
Bis weit aus der Ferne verklingender Ton
Des Halaliwaldhorns die Nachricht verbracht,
Daß der Sechszehnender gefällt sei.
Erschien dann der Abend, da glänzte im Strahl
Krystallner Kronleuchter demanten der Saal,
Den der Sonnenstäubchen einsamer Tanz
Itzt durchflimmert,
Und Geigenstrich, zierlich geschnörkelt im Ton
Wie Kostüm und Bauform und Mode der Zeit,
Rief Jagdfrack und Reifrock zum Gala-Menuett.
Hier aber im Hof, wo des Mittags Licht
Grell die Freitreppe säumt,
War tolles Gewühl – im Fackelschein
Trugen die Jäger den Edelhirsch ein
Und brachen ihn auf,
Und von der Estrade, die dicht umrankt
Von Eppich, Geisblatt und Schlinggewächs
Versunken dort ragt,
Warf man der Meute ihr Jägerrecht vor
Vom zerstückten Hirsch;
Frei losgekoppelt in knurrender Wuth
Erstritten sich Hardi und Picas ihr Theil
Von Herz und Leber und Eingeweid,
Und hellauf lachten des Lärms der Cürée,
Heiduck und Piqueur und der Valet des chiens,
Und Jean Pierre Negre der Hofmohr . . .
. . . Wo sind sie nun all? Wo die Lenker der Jagd?
Wo die Damen in thurmhoher Haarwulstfrisur
Mit den Absatzstelzchen des Ballschuhs? . . .
Verweht wie Herbstlaub im Winde! . . .
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