Ïðî÷èòàíèé : 146
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Òâîð÷³ñòü |
Á³îãðàô³ÿ |
Êðèòèêà
Mein Engel
Ich saß im lieben, trauten Stübchen,
grad als der Tag dem Abend wich.
Mein kleines, süßes Herzensbübchen
schlang seine Ärmchen warm um mich.
Da strich, nicht etwa von der Sonne,
an uns vorbei ein lichter Schein,
und ich gedachte voller Wonne:
»Das wird des Kindes Engel sein!«
Ich wachte an dem Krankenlager.
es war so düster in dem Raum!
Der Leidenden Gesicht so hager;
man unterschied die Züge kaum.
Wir beteten; da plötzlich legte
sich um ihr Haupt ein lichter Schein,
der den Gedanken in mir regte:
»Das wird der Kranken Engel sein!«
Er stand vor mir im halben Dunkel,
die Klinge in der Faust bereit;
des Aug's verräterisch Gefunkel
gab mir zum Weichen nicht mehr Zeit.
Da, als er auszuholen wagte,
floß zwischen uns ein heller Schein;
es sank die Hand; ich aber sagte:
»Das wird vielleicht dein Engel sein!«
Es lag die Bibel aufgeschlagen,
und der Verleumder stand dabei,
um auf das heilge Buch zu sagen,
daß seine Lüge Wahrheit sei.
Da war ein fremder Ton zu hören,
wie überirdisch, warnend, fein.
Der Mann schrie auf: »Ich will nicht schwören,
denn das, das wird mein Engel sein!«
Bin ich dereinst bereit zum Scheiden,
und ihr steht weinend um mich her,
so mag es Tröstung euch bereiten,
daß ich zurück zum Vater kehr.
Habt Acht auf einen lichten Schimmer;
auf einen Ton, ersterbend lind,
und trifft es ein, so zweifelt nimmer,
daß dies dann meine Engel sind!
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