O Liebster / was bedeut das ungewohnte röcheln?
Die Furcht der heissen Brust? Der matten Lungen fecheln /
Das so geschwinde keicht? Ach! wo? wo läst du dich?
Dein’ Augen? deinen Mund? und was noch mehr / wo mich?
Mich / deinen andern Dich? So bistu nun geflogen /
du schöne Seele du / und läßst unnachgezogen
den Leib / dein schönes Kleid / das mit so schöner Pracht
der Tugend war gestückt / und sauber ausgemacht.
Du Mund / den Venus selbst in ihre Nectar tauchet /
und dem die Gratien ihr Holdseyn eingehauchet:
Ihr Augen / die ihr mich durch euer freundlich sehn
zur Gegenliebe zwingt / nun ists ümm euch geschehn
und auch ümm euren mich. Vor hab’ ich finden können /
noch meinen Landsmann / dich / du Labsal meiner Sinnen.
Ein Freund zwar / hoff’ ich wol / mir anzutreffen ist:
So einer nimmermehr / wie du gewesen bist.
An dir hab’ ich gehabt / ach! ach gehabt! den Zeugen
von meiner Poesie / wie sehr sie ümmzubeugen
der hagre Neid erkühnt; wie schlim er auff sie sieht /
durch dich verlacht’ ich ihn. Du hubst mir das Gemüht’
je mehr zum ewig seyn. Apollo war mir günstig /
der Musicant’ und Artzt / weil du mich machtest brünstig
zu seiner doppeln Kunst. Die freye Meditrin
verweiste mich durch dich zu ihrem Tempell hin /
und hieß mich ihren Freund. Wo werd’ ich nun gelassen /
weil du mich so verläst? Wie auff den rauen Gassen
daß bösen Oceans ein schwacher Nachen wankt /
der keinen Bots-knecht hat / daß er den Port erlangt /
schöpfft Wasser / tauchet ein: Also gehts meinem Kane /
der nun Kunst holen soll. Ich bin auff wilder Bahne /
mein Ruder ist entzwey / mein Ancker bleibt im Stich’/
im Boden-losen Grund’. O du mein selber Ich!
Mein alles und mein nichts. Ach Liebster! war dein Name /
ders wol auch bleiben wird / so lang ein Körnlein Same
der Seelen in mir bleibt. Die Faust erstarret mir /
die Thränen schwemmen aus die Dinte vom Pappier’.
Ich kan / ich kan nicht mehr. So nim doch hin / mein Leben /
den Kuß / den letzten Kuß / den ohne wieder geben /
Ach! wers auch vor geschehn? Ich setz’ auff deinen Mund /
auff deinen kalten Mund. Dis ist der letzte Bund.
So bleib’ ich dir vermählt. So ewig Flemings Buhlen /
die zarte Poesie / wird seyn in Phöbus Schulen /
so soll dein hertzer Nam an allen Wänden stehn /
und mit der Ewigkeit mein Gloger untergehn.