Ïðî÷èòàíèé : 91
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Êðèòèêà
Lieder eines Sünders. 62. Triumphgesang der Lebendigen.
»Das Lebend'ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.«
Goethe
Nun wogt einher in mächt'gem Geroll,
Der Genesung freistirnige Boten!
Den wir gehegt, den alten Groll,
Wir ließen ihn bei den Todten!
Wir ließen dahinten in Wüstenei'n
Der Verzweiflung Dornengeranke –
In's Leben führte uns siegreich ein
Der moderne Kampfgedanke!
Die uns zerdrückt, zerwalzt und zerstückt,
Die Dämonen verloren die Bannkraft!
Wir haben uns zu der Freiheit entrückt
Und uns durchpocht nun die Mannkraft!
Sansara dahinten nebelumkreist –
Wir rangen uns zu den Höhen!
Lebendig ward uns der neue Geist,
Der da schafft in der Zeiten Wehen! . . .
Der da schafft in der Zeiten Dämmerungsschwall
Und ringt zur Frühlingsentfaltung!
Ob seine Botschaft noch Vielen Gelall –
Er wächst und ersteht zur Gestaltung!
Und immer tönender wird sein Wort
Und brünstiger wirbt er um Herzen –
Dann reißt er uns Alle im Sturme fort
Und begräbt unsere letzten Schmerzen!
Und Freude – Freude so ganz uns füllt –
Es atmet sich köstlich das Leben!
Es hat sich Alles – Alles enthüllt
Und will sich dem Frühling ergeben!
Der Vergangenheit thränengedüngte Saat
Sproßt auf zu fruchtschweren Halmen,
Und alles Wachsen eint sich zur That,
Drin sich die Zweifel zermalmen!
Wir zweifelten – ja! Wir kosteten wohl
Des Zwiestreits bitterste Wunden!
Wir opferten wohl Idol um Idol –
Und hatten doch nimmer gefunden,
Was uns aus unserer Enge erlöst –
Aus der unzulänglichen Kleinheit,
Drin sich der Dinge Wesen entblößt
Zu grenzenloser Gemeinheit!
Wir lagen im Grunde und stöhnten auf –
Kaum rafften wir uns zum Rufen!
Und drüber stampfte des Alltags Lauf,
Zertrat uns mit erzenen Hufen!
Und Keiner – und Keiner, der uns die Hand
Gereicht – die blutenden Wunden
Bewahrt vor herzenzermergelndem Brand –
Der uns zur Freiheit entbunden!
Da endlich – bei Gott! – wie vom Wahnsinn geweckt,
Als ziemten uns Siegerloose! –
Haben wir uns emporgereckt
Zu der Freiheit Gipfelrose!
Da unten umkroch uns ein giftig Gerank,
Das brannte sich ein wie Nesseln,
Umdünstete uns wie mit Pestgestank,
Beschlich uns mit härenen Fesseln! . . .
Nun warfen wir von uns das Dornenkleid
Und atmeten brünstig das Licht ein!
Das Auge erlahmte dem kleinlichen Leid
Vor dem weltüberflammenden Lichtschein!
Schmolz auch vor der Sonne das erzene Thor,
Das dem Sinne gewehrt, der befangen,
Des Weltwehs ewigen Trauerflor –
Das stete Vernichtungsverlangen:
In dieser Erkenntniß gebiert sich das Heil –
Ans ihrem Schooße entmündet
Die Freiheit, die nur um Schmerzen feil –
In der sich die Zukunft begründet!
Das ist die Botschaft der neuen Zeit:
Wir haben in Schmerzen begriffen
Der Freiheit frohe Glückseligkeit,
Die unsere Schwerter geschliffen!
Nun nahe, du Tag! Nun hebe dich rot –
Blutrot auf der Zukunft Wogen!
Nun künde dein Menschenerlösungsgebot,
Von Friedenstauben umflogen!
Ein jeder von uns ist dein kampffroher Sohn –
Hat deine Mission begriffen –
Hat blank für deine Revolution
Seines Geistes Schwert geschliffen!
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