Ïðî÷èòàíèé : 100
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Òâîð÷³ñòü |
Á³îãðàô³ÿ |
Êðèòèêà
Nach blutigen Wochen.
Wenn ihr mit starrendem Entsetzen schauet,
Wie alle Schranken, die ihr aufgebauet,
Die Fäuste blut'gen Frevels niederbrechen,
Ohn' Furcht vor eurem Rasen, eurem Rachen,
Dann rufet »Mord« ihr durch die stillen Gassen,
Ihr wißt euch nicht zu sammeln, nicht zu lassen
Und glaubt, der Zeiten letzter Tag beginnt!
Seid ihr denn blind?
So war's gewesen noch zu allen Zeiten,
So wird es immer sein, so oft zu streiten
Der Ueberfluß – der für die Hundert zehret
Und diesen auch das Nötigste verwehret –
Und Armut – die an ihren welken Brüsten
Nicht nähret mehr als brennend' Nachgelüsten –
Den letzten, heißergrimmten Kampf beginnt.
Seid ihr denn blind?
Ihr seht die wilde Jagd nach dem Genusse,
Die Scharen knirschend unter ihrem Fuße,
Und über dem Gewirre, dem Gehaste,
Gleich einem Blitz, erlischt mit jähem Glaste,
Wie einst in Romas götterlosen Tagen,
Das heil'ge Pflichtgefühl, das ernst' Entsagen,
Daß keiner sich darauf zurückbesinnt.
Seid ihr denn blind?
Was man von Lieb', der ihr berühmt euch heute,
In dieser Zeiten dürft'ge Schollen streute,
Das faßt sich zwischen zweien Fingerspitzen,
Manch Korn bleibt noch an feuchter Pore sitzen, –
Doch Haß, den streuet man mit vollen Händen!
Was fraget ihr, wie solches Thun mag enden
Und wie der finstre Dämon Macht gewinnt?
Seid ihr denn blind?
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